Fred Androsch war Pilot bei Lauda Air. Nach einem Autounfall am 9. September 1995 war er sechs Monate im Wachkoma. Mit eiserner Disziplin erobert er St?ck um St?ck sein selbstst?ndiges Leben wieder. Partnerhund Ghandi hilft ihm dabei. Fred lebt mit F
Am 9. September 1995 hat ein Unfall auf der Autobahn bei Melk fast das Leben von Fred Androsch gestoppt. Androsch, damals Pilot bei Lauda Air, war sechs Monate im Wachkoma. Seitdem er im März 1996 aus dem Wachkoma aufgewacht ist, erobert er in kleinen Schritten das selbstständige Leben wieder.
„Eine Boing 767 bei Monsunregen in Hongkong zu landen oder ein Physik-Studium zu beenden ist im Vergleich damit, wieder gehen zu lernen, total einfach.“ Fred Androsch, der mit Auszeichnung maturiert und das Studium der technischen Physik in 9 Semestern beendet hat, trainiert acht bis zehn Stunden sechs Mal in der Woche, um das neue Lernziel zu erreichen: Wieder gut gehen zu können. Noch braucht er wegen der beeinträchtigten Muskelkoordination viel Zeit für kurze Strecken.
Geringe Chancen. Eine Kleinhirnverletzung dieser Art hat in Österreich noch niemand überlebt. Die Ärzte in Innsbruck haben der Familie von Fred Androsch damals nur minimalste Hoffnung gegeben, dass Fred das überlebt, und wenn, dann würde er ein Pflegefall bleiben. Aber der 1965 in Österreich geborene und die ersten zehn Jahre in den USA aufgewachsene Fred – sein Vater ist Österreicher, die Mutter Amerikanerin – war immer schon enorm fleißig und ein durchtrainierter Sportler. Vor seinem Unfall lief er zum Beispiel den Halbmarathon (21 Kilometer) in einer Stunde und acht Minuten; und für hundert Meter brauchte er elf Sekunden. Bei diesem Überwinden-Können und diesem Willen zu trainieren, um etwas zu erreichen, hat er nach dem Unfall anknüpfen können. Er trainiert mit großer Zähigkeit und gewinnt kleinsten Schritt um kleinsten Schritt seine Selbstständigkeit zurück. Seine Frau Alexandra, seine Familie und der Partnerhund Ghandi unterstützen ihn dabei sehr. Ghandi beherrscht hundert Befehle. So hebt er etwa Münzen vom Boden auf, bringt Wäsche aus dem Kleiderschrank, öffnet Türen, holt den Basketball, mit dem Fred Zielwürfe auf den Korb macht.
Langsam sein dürfen. Über Fred Androschs Weg zurück wurde ein Film im Fernsehen gezeigt. Darin nennt seine Frau Alexandra als eine Voraussetzung dafür, dass sich Erfolg einstellt: „Man muss langsam sein dürfen, um schneller zu werden.“ Von dieser Philosophie, die gespickt ist mit Zähigkeit, Geduld, Mut, Vertrauen und Glauben nährt sich das Fortschreiten hin zu den gesteckten Zielen.
Die nächsten Schritte. Im Jahr 2008 schaffte es Fred dank seines vielen Trainings, von seinem Haus etwa ein Drittel der Strecke hinunter zur Gemeindestraße und wieder zurück zu gehen, frei zu gehen. Für 2009 hat er sich vorgenommen, es bis zur Straße zu schaffen. Wenn er auf 2008 zurückschaut, fällt ihm einiges ein, wofür er dankbar ist: Für den schönen Urlaub und dass er nun schon etwas weiter frei gehen kann und dafür, dass ihn die Familie stützt und dass sein Partnerhund Ghandi, der elfeinhalb Jahre alt ist, noch lebt.