Kanalbauer, Schulgründer, Wirtschaftschef und Seelsorger – 31 Jahre ist P. Meinrad Schröger im brasilianischen Jequitiba, dem Tochterkloster von Schlierbach, tätig. Nun ist für ihn die Zeit für eine neue Lebens-phase gekommen: Er wird Einsiedler.
Die 20 zum Großteil brasilianischen Mönche von Jequitiba würden ihren Mitbruder lieber im Kloster behalten, aber er hat sich entschieden: Er zieht in eine Einsiedelei. Eine halbe Stunde Fußweg von der Abtei entfernt hat er sich im vergangenen Jahr ein Haus gebaut: mit Zisterne und einer Solaranlage für das Licht. Zum Betreiben eines Kühlschranks reicht die Energie nicht, auch Telefonverbindung gibt es keine. Aber das lässt den 72-jährigen Ordensmann unbekümmert.
Wie Früchte reifen. Zu seinen Motiven für den Umstieg in die neue Lebensform erklärt er: „Es ist nicht Eigenbrötelei, nicht Flucht vor der Verantwortung – ich spüre einfach, dass die Zeit für einen neue Etappe in meinem Leben gekommen ist.“ P. Meinrad nennt diese Lebensphase „Zeit des Reifens“. Er hat vor seinem Theologiestudium in Schlierbach Gärtner gelernt. Darum untermauert er die Entscheidung mit seinem Wissen aus der Botanik. Das Reifen einer Frucht ist nicht einfach der Abschluss der Wachstumsphase, sondern ein eigener Vorgang: „Das möchte ich für mein Leben ernst nehmen. Ich möchte als reife Frucht in die Hand Gottes fallen.“
Mit und von der Natur leben. „In Harmonie leben“ schwebt P. Meinrad als Motto für sein Dasein in der Einsiedelei vor: in Harmonie mit Gott, der Natur und den Menschen, denen er natürlich verbunden bleibt. Ein einfacher Lebensstil stellt dafür die Voraussetzung dar: Blumen- und Gemüsebeete wird er anlegen und Obstbäume pflanzen. Auch an Ziegen und Hasen denkt er. Soweit als möglich möchte er sich von dem ernähren, was er mit seiner Hände Arbeit erwirtschaften kann.
Seelsorger bleiben. Doch noch ist es nicht so weit. In diesem Jahr wird er Abt José Hehenberger weiterhin bei der Führung der Landwirtschaft des Klosters unterstützen und sich nur nebenbei dem Ausbau der Einsiedelei widmen. Mit drei Basisgemeinden feiert P. Meinrad an Sonntagen regelmäßig Eucharistie. Diesen Dienst wird er auch als Einsiedler beibehalten: „Das aufzugeben, könnte ich vor mir nicht verantworten.“ Ganz Seelsorger, weiß er sich den Menschen rund um das Kloster verpflichtet, mit denen er seit Jahrzehnten zusammenlebt. Einen Zeitdruck hat er sich nicht auferlegt, bis er sich ganz in die Einsiedelei zurückzieht. Aber seine Gedanken führen ihn immer häufiger hinaus in den einsamen Talschluss, wo seine Eremitage steht.
Dankbar leben. Über den Tagesablauf als Einsiedler macht sich der Ordensmann keine Sorgen: Gebet, geistliche Lesung, Arbeit für den Lebensunterhalt und Musik. Er spielt Violine, Gitarre und Flöte und möchte dafür wieder Zeit finden. „Es soll vor allem die Dankbarkeit Platz haben, die Freude über das Gelungene im Leben.“ Und er hofft, dass Gott in dieser Atmosphäre der Innerlichkeit seinem Leben noch den „letzten Schliff gibt“.