Alois Haslhofer macht Jugendliche mit Beeinträchtigung fit für den Arbeitsmarkt. Das Wichtigste dabei ist: gute Manieren.
Ausgabe: 2017/02
10.01.2017 - Christine Grüll
Es ist gar nicht so einfach, einen Fahrradreifen aufzuziehen. Das junge Mädchen plagt sich. Marcel Königsberger zeigt ihr ein paar Handgriffe. Er kennt sich aus mit Fahrrädern. „Ich helfe Leuten, wenn sie mich brauchen“, sagt er unter langen, schwarzen Stirnfransen hervor.
Von Fahrradservice bis Grünraumpflege
Marcel Königsberger ist einer der Jugendlichen, die in den Caritas-Werkstätten in Leonding ausgebildet werden. Die Mädchen und Burschen hätten aufgrund einer Lernschwäche oder einer anderen Benachteiligung wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt. In dem Caritas-Ausbildungsprojekt „Berufliche Qualifizierung“, haben sie bis zu 36 Monate Zeit, die Grundlagen einer Tätigkeit zu erlernen. Dazu gehören im technischen Bereich Fahrradservice, Malerei und Raumausstattung, Holzarbeiten und Grünraumpflege bis hin zur Metallverarbeitung. Es gibt zudem noch eine Ausbildung für Köch/innen und Hauswirtschaft und Damenkleidermacher/innen.
In Unternehmen, die mit der Caritas OÖ zusammenarbeiten, bekommen die Jugendlichen eine Praktikumsstelle. „Mit den Noten in ihrem Schulzeugnis wäre das nicht möglich, aber in der praktischen Mitarbeit können sie sich bewähren“, sagt Ausbildner Alois Haslhofer. Er freut sich, dass ein großer Maschinenhersteller aktuell zwei Arbeitsplätze zu vergeben hat. Dafür müssen die jungen Menschen keine Lehre abschließen. Im Betrieb werden sie eingeschult, das technische Grundwissen rund um Werkzeug und Metall lernen sie aber bei Alois Haslhofer. Dabei legt er auf eines großen Wert: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und ein sicheres Auftreten gegenüber Kunden und Vorgesetzten. Deshalb lassen sich die Ausbildner/innen zu Übungszwecken nicht mit dem Du-Wort ansprechen. „Damit geben wir ihnen einen Vorsprung auf dem Arbeitsmarkt“, ist Alois Haslhofer überzeugt. In der Werkstatt selbst werden Auftragsarbeiten wie spezielle Kabel für Elektrofahrräder produziert. Das hebt den Wert der Arbeit und soll ein Ansporn für die Jugendlichen sein, sich zu konzentrieren. „Spielzeug kann ich weglegen, Arbeit nicht“, sagt Alois Haslhofer mit einem Blick auf das jugendliche Alter seiner Schützlinge.
Sicherheit im Auftreten
Marcel Königsberger ist jedenfalls motiviert. Er hat schon Erfahrung im Arbeitsleben gesammelt, tritt demnächst ein Praktikum in der Möbelbranche an und hofft auf einen festen Arbeitsplatz. Dafür fühlt er sich gut vorbereitet: „Ich habe gelernt, mit Leuten umzugehen.“ «