„Sie werden Freudensprünge machen wie die Kälber.“ Zugegeben, das klingt nicht sehr biblisch, und doch steht es auf der letzten Seite des Ersten Testaments.
Sie kennen vermutlich die Geschichte, wie Maria ihre Tante Elisabeth besucht. (Lk 1, 39–56) Beide Frauen waren unerwartet schwanger geworden. Die eine, weil sie in ihrem Alter nicht mehr damit gerechnet hatte, die andere, weil sie noch nicht verheiratet war und die Schwangerschaft für sie offensichtlich ein unerwarteter Eingriff Gottes in ihr Leben bedeutete. In ihrer Umarmung zur Begrüßung schwingt wohl die Überraschung mit über das, was ihnen geschehen ist, sicher auch die Freude über das werdende Leben in ihnen und nicht zuletzt die Sorge oder Frage, wie alles weitergehen wird. (Lk 1, 39–56)
Ein Zeichen. Da wird den beiden Frauen ein Hoffnungszeichen geschenkt: Das Kind Elisabeths – der spätere Johannes der Täufer – hüpft vor Freude in ihrem Leib. Zwei Mal erwähnt das der Evangelist Lukas sogar (1, 41. 44) Die frühen Christen haben dieses Zeichen bis ins Detail verstanden. Denn sie wussten, was im Buch des Propheten Maleachi, auf der allerletzten Seite des Ersten (Alten) Testaments, steht: „Für euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, wird an jenem Tag die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und ihre Flügel bringen Heilung. Ihr werdet hinausgehen und Freudensprünge machen wie die Kälber, die aus dem Stall kommen.“
Ende des Winters. Wenn Gott kommt und diese Welt heilt – so beschreibt es der Prophet –, werden wir sein wie die Kälber, die den Winter lang im Stall stehen mussten. Wird dann im Frühjahr die Tür ins Freie geöffnet, gehen die Jungtiere hinten und vorne hoch, springen sie vor Freude und Lebenslust. Genau dieses Wort benutzt Lukas, das Kind im Schoß Elisabeths hüpft.
Bewegt sein. Wir Heutige und zum Teil schon Ältere machen wohl keine Sprünge mehr wie die Kälber, aber unser Herz könnte bewegt sein und schwingen, könnte Flügel bekommen, wenn wir begreifen, dass Gott uns in Jesus das große Hoffnungslicht schenkt. Schon seine Geburt wird als Zeichen gedeutet. Und später verkündet Jesus mit seiner Botschaft, mit seinem Leben, dass wir grundsätzlich angenommen und geliebt sind von einem erbarmenden, menschenfreundlichen Gott.
Lichter. Ich möchte das Dunkel unserer Tage, das vielfältige, unsägliche Leid vieler Menschen in keiner Weise übersehen oder verharmlosen. Nicht wenige haben sogar Angst vor den kommenden Feiertagen. Aber wie man die Sterne erst in der Nacht sieht, so entdecken wir vielleicht gerade in diesen Tagen zahlreiche Lichter, und ich meine nicht die der Weihnachtsbeleuchtung:Eine Schulklasse singt beim Christkindlmarkt für die Kinder in Äthiopien. Eine schon sehbehinderte Frau strickt wunderbare Socken zum Verschenken und verbindet mit jeder Masche ihre Liebe und Sorge um andere.Ein einfacher Straßenkehrer ruft mich an und wünscht mir einen guten Advent. Und es gäbe noch viele Beispiele.Angesichts all dessen hüpfe ich zwar nicht, aber ich freue mich zutiefst über diese Signale, die wie das Morgenrot den kommenden Tag ankündigen.
Das Friedenslicht
Nicht hüpfend, sondern eher bedächtig machen sich in Österreich und in fast 30 Ländern zu Weihnachten Tausende Menschen, Junge, Alte, Frauen, Männer, Gebrechliche und Sportliche, Gläubige und Zweifelnde auf den Weg, um das Friedenslicht heimzutragen oder an andere weiterzuschenken. Dieser Brauch entstand 1986. Der ORF, Landesstudio Oberösterreich, schickte ein Kind nach Bethlehem, um in der Geburtsgrotte ein Licht zu entzünden und dieses dann mit nach Hause zu bringen. Dieses Licht verbreitet sich seither jedes Jahr noch mehr. In Zürich wird es mit einem Schiff über den See gebracht und in einem großen Menschenzug durch die Stadt getragen. Es ist ein Ausdruck für unsere Sehnsucht: Wie schön wäre es doch, wenn alle Menschen in Freiheit und Frieden leben könnten. Dann hätten wir allen Grund, Freudensprünge zu machen, und Jesus würde mit uns tanzen. Fangen wir an: Jede und jeder ein Friedenslicht.