4. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A), 30. Jänner 2011
Ausgabe: 2011/04, Evangelium, Lesung, Nähe, Gott, Glaube, Friedrich
26.01.2011
Selig die Trauernden, die Barmherzigen, die keine Gewalt anwenden, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit . . . welche Menschen hat Jesus dabei vor Augen? Die Seligpreisungen sprechen die Verheißung aus, dass Gott nicht gleichgültig ist gegenüber dem Schicksal der Armen und Entrechteten. Kleingeredet werden Hunger und Not damit aber nicht. Gott gibt allen das Leben und sein Heil; damit die Hand der Schwester und des Bruders nicht leer bleibt, müssen wir handeln und geben.
Evangelium
Matthäus 5, 1–12a
Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Kinder Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.
1. Lesung
Zefanja 2, 3; 3, 12–13
Sucht den Herrn, ihr Gedemütigten im Land, die ihr nach dem Recht des Herrn lebt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht bleibt ihr geborgen am Tag des Zornes des Herrn. [. . .] Und ich lasse in deiner Mitte übrig ein demütiges und armes Volk, das seine Zuflucht sucht beim Namen des Herrn. Der Rest von Israel wird kein Unrecht mehr tun und wird nicht mehr lügen, in ihrem Mund findet man kein unwahres Wort mehr. Ja, sie gehen friedlich auf die Weide, und niemand schreckt sie auf, wenn sie ruhen.
2. Lesung
1 Korinther 1, 26–31
Seht doch auf eure Berufung, Brüder! Da sind nicht viele Weise im irdischen Sinn, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, sondern das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten, damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott. Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. Wer sich also rühmen will, der rühme sich des Herrn; so heißt es schon in der Schrift.
In deiner Güte und Barmherzigkeit
Zu dir rufen wir, Herr unser Herrscher, komme uns zu Hilfe; erhöre unsere Fürbitte und übe Barmherzigkeit an unseren Seelen. Vater, Sohn und Heiliger Geist, erhelle meinen Geist. Ich klopfe gläubig an deine Tür. Erhöre mich in deiner Barmherzigkeit. Öffne meine Augen, dass ich deine Güte erkenne und mich zu deinem Namen bekenne, dass ich Zuflucht finde in deiner Freundlichkeit; Herr erbarme dich. Schenke mir, o Herr, ein reines Herz, worum ich dich bat und erhelle meinen Geist mit der Weisheit des Lebens aus deinem Reichtum.
aus einer Litanei des Mor Jakob von Serug (syrisch-orthodox, 5. jh.)
Arm sein vor Gott
Wort zum Sonntag
„Ich bin selig!“ ruft die junge Frau, das Glück strahlt ihr aus den Augen. Sie hat die Prüfung geschafft, die Hürde zum angestrebten Ziel genommen. Deshalb ist sie mehr als glücklich, meint sie, selig eben. Mit dem Heilsruf „Selig“ beginnt bei Matthäus Jesu große Rede auf dem Berg (5, 1–12). Den Menschen, die nach der neuen Ordnung Gottes leben, wird Gottes Heil zugesprochen. Mich beschäftigt die erste Seligpreisung: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Angesprochen sind die wirklich Armen, die nichts haben, die in den Augen der Menschen ganz unten stehen, wie der Bettler, der sich ducken muss. Solchen Armen gehört der besondere Schutz Gottes. Ich sehe den Mann vor mir, der Sonntag für Sonntag vor der Kirchentür kniet, und uns, die wir zum Pfarrgottesdienst kommen, bittend seine leeren Hände entgegenstreckt. Einige reagieren zunächst befremdet, andere legen ihm eine Münze in die Hände. Allmählich gehört er zu uns. Für mich sind die leeren Hände des Mannes Zeichen für das, was sich auch im Gottesdienst ereignet: Die Hände hinhalten in der Hoffnung, dass Gott seinen Segen hineinlegt.
„Arm sein vor Gott“ – ist das nicht die rechte Haltung Gott gegenüber? Schenkt er uns nicht das Notwendige für ein gelingendes Leben?Die Seligpreisungen gelten den Trauernden, denen, die auf Gewalt verzichten, den Friedensstiftern und den Barmherzigen. Und sie gelten denen, die sich nach einer Lebensordnung sehnen, in der jede/r Gerechtigkeit erfährt. Die ein reines Herz, eine lautere Gesinnung haben, werden angesprochen. Sie richten ihr Tun dem Nächsten gegenüber nach Gottes Handeln aus, nach seiner Güte, Treue und Verlässlichkeit. Die Seligpreisungen sind eine nachdrückliche Einladung an alle, die Jesu Botschaft hören: Gott schenkt Heil. Lebt und wirkt in der neuen Lebensordnung Gottes!
Zum WeiterdenkenRecht verschafft der Herr den Unterdrückten; den Hungernden gibt er Brot; er richtet die Gebeugten auf. Der Herr beschützt die Fremden. Der Herr liebt die Gerechten. (aus Psalm 146)
Anna Friedrich
ist Theologin und arbeitete in der Weiterbildung für Religionslehrer/innen, jetzt in der Erwachsenenbildung mit Bibelarbeit in der Diözese Eisenstadt.Die Autorin erreichen Sie unter