Serbien ist ein aufstrebendes Land. Trotzdem lebt ein Viertel der Bevölkerung an oder unter der Armutsgrenze. Da hat eine warme Mahlzeit am Tag einen besonderen Wert. Ein Besuch in der Caritas-Küche in Senta.
Ausgabe: 2017/06
07.02.2017 - Christine Grüll
Das kleine Haus muss einmal der Stolz seiner Besitzerin gewesen sein. Sie heißt Ilona Verebes und ist 64 Jahre alt. An einem kalten Jännertag steht sie in der Tür, um die Gäste zu begrüßen. Dann humpelt sie in ihr Zimmer. Zwischen selbst gestickten Deckchen, Bügelbrett und einer Schale voll Medikamente beginnt Ilona Verebes zu erzählen. Wie sie das Haus hier in Senta gebaut hat, als das Land noch Jugoslawien hieß. Von der Krankheit, die sie arbeitsunfähig gemacht hat. Von ihrem Sohn, der mit der Enkelin die restlichen Räume im Haus bewohnt. Rund 100 Euro Sozialhilfe müssen im Monat zum Leben reichen. „Vor allem die Medikamente kosten viel“, sagt Ilona Verebes. Da ist es schon eine Hilfe, ein warmes Mittagessen von der Caritas zu bekommen.
Essen für 500 Menschen
„Wir kochen jeden Tag 500 Portionen“, sagt Istvan Mucsi und rührt in einem riesigen Kessel. Der Caritas-Mitarbeiter steht in der Suppenküche, die ein paar Minuten entfernt von Ilona Verebes’ Haus liegt. An jedem Wochentag füllen der Koch und seine Kolleginnen dampfende Suppe in die Behälter, die die Bedürftigen mitbringen. Geliefert wird das Essen unter anderem in die Grundschule – für 70 Kinder aus armen Familien – und ins Sozialzentrum. Hier verbringen ältere Männer und Frauen den Tag, um es warm zu haben und nicht allein zu sein. Sie leiden darunter, dass ihre Kinder und Verwandten die nordserbische Gegend Vojvodina verlassen haben. 58.000 sind in den letzten sechs Jahren von Serbien nach Österreich, Deutschland und England ausgewandert. Die Caritas der Diözese Subotica lässt die Bedürftigen nicht im Stich. Mit Spenden aus Oberösterreich wurde die Küche auf dem Gelände der Pfarre Senta und das Tageszentrum in Betrieb genommen. Sozialarbeiter/innen betreuen jene, die ihr Haus nicht mehr verlassen können. Rollstühle, Fahrtendienste, Kleidung und Lebensmittel, das alles bietet die Caritas. „Das städtische Gesundheitssystem kümmert sich um die Menschen, die für die Hauskrankenpflege zahlen können“, sagt Gabor Ric, Direktor der Caritas Subotica: „Arme Menschen kommen zur Caritas.“
Arbeitslosigkeit
Mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Serbien lebt unter oder knapp an der Armutsgrenze. Fast jeder zweite Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren ist arbeitslos. Die Wirtschaft wächst, doch wer Arbeit hat, verdient durchschnittlich nur 371 Euro im Monat. Fast die Hälfte davon wird für Nahrung ausgegeben. Vor allem ältere Menschen, Kinder, alleinerziehende Mütter und Familien mit einer kleinen Landwirtschaft sind von Armut betroffen. Gabor Ric will für sie da sein. Deshalb ist er dankbar für die Spenden, die über die Caritas OÖ bei ihnen eintreffen: „Mein größter Wunsch ist es, unsere Beratungsstelle auszubauen. Wir wollen den Menschen das Wissen weitergeben, wie sie ihr Leben organisieren können.“
Holz und Hoffnung
Ilona Verebes’ Leben verlief gut damals. Sie hat ihren Sohn aufgezogen und in einer Schuhfabrik gearbeitet. Als die Fabrik geschlossen wurde, bekam sie eine Stelle in der Küche einer Disco. Ihr Herz hat dann nicht mitgemacht. Durch die Unterstützung der Caritas bleibt ihr Geld für das Holz zum Heizen, für Frühstück und Abendessen – und die Hoffnung, dass sie auch in Zukunft nicht auf der Straße betteln muss.
KiZ-Leser/innen-Aktion
Ein Teller voll Hoffnung
Mit der Osthilfesammlung verbessert die Caritas die Lebensgrundlage der Menschen in Serbien und in anderen osteuropäischen Ländern. Dazu gehören Projekte in der Diözese Subotica im Norden Serbiens. Hier unterstützt die Caritas OÖ die Armenküche, die Schulausspeisung für Kinder, die Heimhilfe und die Tageszentren für alte Menschen.
Die Caritas OÖ und die KirchenZeitung bitten um Spenden. Mit 25 Euro erhält eine Person einen Monat lang täglich eine warme Mahlzeit. Wir wollen 330 Menschen drei Monate lang bis zum Ende des Winters versorgen. Dafür sind 25.000 Euro nötig.
Spendenmöglichkeit für die Osthilfe-Sammlung unter www.caritas-linz.at