Helmut Schüller will Ausbrennen der Priester verhindern
„Weil Schweigen als Zustimmung verstanden wird“, will die Pfarrer-Initiative weiter ein „Zeugnis“ (pro-test) für eine Kirchenreform ablegen. Am vergangenen Freitag veröffentlichte sie ihren „Protest für eine glaubwürdige Kirche“.
Nach dem „Aufruf zum Ungehorsam“ im vergangenen Juni veröffentlichte die Pfarrer-Initiative am vergangenen Freitag einen „Protest für eine glaubwürdige Kirche“. „Wir wollen damit deutlich machen, dass wir uns für die aus unserer Sicht notwendigen Schritte zur Erneuerung der Kirche nach wie vor einsetzen werden“, betont der Obmann der Initiative, Helmut Schüller. Im neuen Text wolle man einige Aspekte, die die Gemeinden und die Pfarrer selber betreffen, konkreter ansprechen. „Es geht letztlich darum, was aus der Seelsorge und unserem Beruf wird und wogegen wir uns wehren“, betont Schüller. Dahinter stehe auch, dass „sich die Rückmeldungen von Pfarrerkollegen verdichten, dass sie immer mehr unter ,moralischen Druck‘ geraten, immer weitere Pfarren zu übernehmen. Und am Schluss haben wir seelsorglich ausgehungerte Pfarren sowie ausgebrannte und überalterte Priester, die weder den Erwartungen der Menschen noch der eigenen Berufung entsprechen können.“
Dialog. In einer ersten Reaktion sagte Kardinal Christoph Schönborn: Das neue Schreiben der Pfarrer-Initiative könne „in seiner Konzentration auf die Arbeitsbedingungen der Pfarrer der Versachlichung der Auseinandersetzung dienen. Auch wenn wir uns nach wie vor in den Lösungsansätzen unterscheiden, sehe ich eine konstruktive Gesprächsbasis.“ Schüller erwartet sich von den Bischöfen allerdings „keine Gespräche um der Gespräche willen. Dazu läuft uns die Zeit davon.“ Die Fragen und Anliegen seien für die Bischöfe ja nicht neu. Bisher hätten sie Vorschläge und Lösungsansätze aber immer wieder mit dem Hinweis, dass diese auf der Ebene der Weltkirche geregelt werden müssten, abgeblockt. „Sie haben sich damit selber aus dem Spiel genommen, denn als Bischöfe sind sie Verantwortungsträger – auch in der Weltkirche. Die Frage ist, ob sie bereit sind, aus unserer Sicht notwendige Reformschritte aufzugreifen und diese auch mutig in Rom zu vertreten.“ Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück bedauerte, dass die Erklärung zu sehr an Mängeln und Defiziten hänge und neue Chancen, etwa eine stärkere Laienbeteiligung in der Seelsorge, nicht aufgreife.
Protest für eine glaubwürdige Kirche
1 Wir sagen NEIN, wenn wir zusätzlich immer weitere Pfarren übernehmen sollen, weil uns das zu reisenden Zelebranten und Sakramentenspendern macht, denen die eigentliche Seelsorge entgleitet. Wir widersprechen damit dem Trend, an vielen Orten flüchtig anwesend zu sein, aber keine spirituelle und emotionale Heimat zu finden und anzubieten. 2 Wir sagen NEIN zu immer mehr Eucharistiefeiern am Wochenende, weil so die vielen Dienste und Predigten zu oberflächlichem Ritual und allzu routinierter Rede werden, während Begegnung, Gespräch und Seelsorge verkümmern … 3 Wir sagen NEIN zur Zusammenlegung oder Auflösung der Pfarren, wenn sich kein Pfarrer mehr findet. Hier wird der Mangel zum Gesetzgeber erhoben, statt dem Mangel durch die Änderung un- biblischer Kirchengesetze abzuhelfen. Das Gesetz ist für den Menschen da und nicht umgekehrt … 4 Wir sagen NEIN zur Überforderung der Pfarrer, die man in einen mehrfachen Pflichterfüllungsstress drängt, deren Zeit und Kraft für ein geistliches Leben wegadministriert wird und deren Dienst weit über das Pensionsalter hinaus beansprucht wird … 5 Wir sagen NEIN, wenn das Kirchenrecht ein allzu hartes und unbarmherziges Urteil spricht: über Geschiedene, die eine neue Ehe wagen, über gleichgeschlechtlich Liebende, die in Partnerschaft leben, über Priester, die am Zölibat scheitern und deshalb eine Beziehung eingehen – und über die Vielen, die ihrem Gewissen mehr gehorchen als einem von Menschen gemachten Gesetz.
- Infos: www.pfarrer-initiative.at