Die Welser Rockband Krautschädl will zum Songcontest nach Baku. Bandmitglieder Stefan „Sonti“ Sonntagbauer und Philipp „Mölgie“ Sikora über Kirchenauftritte, Playbacksingen und Unterhosen auf der Bühne.
Wie kam es zu eurem Bandnamen? Mölgie: Wir hätten uns auch Mostschädl taufen können. Das klingt aber nach Alkoholmissbrauch. Kraut ist ein gutes Gemüse und deutet auf die Mundart hin. Es war uns sehr wichtig, dass es ein österreichischer Name ist.
Warum singt ihr in Mundart? Mölgie: Wir haben von Beginn an nur Mundart gesungen. Mundart klingt besser, geht besser. Sonti: Das können wir am besten und das ist unsere Sprache. Da war es naheliegend, Mundart auszuwählen. Wir fragen uns sowieso immer wieder, warum Mundart-Sänger immer wieder gefragt werden, warum sie in Mundart singen. Das ist ihre Sprache, also ist es ganz normal. Mundartgesang ist derzeit sehr beliebt. Was könnte der Grund dafür sein? Mölgie: Das liegt daran, dass die Medien wieder mehr darauf eingehen. Die Leute nehmen Mundart wieder besser an. Mundart ist jetzt nicht mehr so uncool. Sie war ja lange Zeit sehr uncool. Mitte der 90er Jahre wollte keiner Mundart hören. Austropop hatte den Zenit erreicht. Sonti: Mundart ist jetzt wieder mehr im Radio, aber so viel hat sich im Vergleich zu früher nicht verändert. Beispielsweise beim Finanziellen ist alles beim Alten geblieben, wir sind jetzt öfters im Radio oder geben Interviews. Mölgie: Wir sind immer unseren Weg gegangen, auch ohne Radio. Aber es ist immer mehr geworden in den letzten acht Jahren. Am Anfang haben wir in Clubs oder Bars gespielt. Mittlerweile dürfen wir auch auf größeren Bühnen spielen. Aber das liegt nicht primär am Radio, wir haben uns eine Fangemeinde erspielt und unsere dritte CD herausgebracht. Ihr habt in einem Interview einmal gesagt, dass Newcomer-Bands überall spielen sollen, auch in Kirchen. War das auch euer Weg? Mölgie: Ja, wir hatten unseren ersten Proberaum in einer Kirche und haben oft im Pfarrheim gespielt. Das war die St.-Franziskus-Kirche in Wels. In der damals provisorischen Kirche haben wir den Altar weggeschoben und dort das Schlagzeug platziert. Als Gegenzug für die zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten gestalteten wir Jugendmessen musikalisch. Dort spielten wir nicht nur Kirchenlieder, sondern ab und zu auch Nirvana.
Eure Karriere hat also in der Kirche begonnen? Mölgie: Ja, das waren unsere ersten Auftritte.
Sonti, du studierst in Wien Germanistik, wie ist dort dein Image? Sonti: Ich glaube, dass die meisten gar nicht wissen, wer ich bin. Im Gespräch mit Studienkollegen bemühe ich mich, mich der Standardsprache zu befleißigen. Aber ich gehe nicht in jedes Seminar und sage: „He, ich spiele bei Krautschädl.“ Wir haben es ziemlich lang geheim halten können, aber letztens in der Bibliothek ist mir der Bibliothekar nachgelaufen. Er hat mir nachgeschrien: „Stefan, i hob di im Fernsehn gseng. Seawas.“ Da bin ich davongelaufen. Mölgie, was sind deine Erfahrungen mit der verstärkten Aufmerksamkeit? Mölgie: Ich mache die Ausbildung zum Physiotherapeuten in St. Pölten und da muss ich immer vor der ganzen Klasse berichten, wie es beim ORF war.
Und: Wie war es beim ORF? Mölgie: Wir sind zu den Aufzeichnungen unseres Songs hinzitiert worden und haben unseren ersten Playback-Auftritt absolviert. Das war ganz interessant. Sonti: Die meisten Acts, die dort mitmachen, kommen eher von der Schiene, wo das Musikmachen mehr aus Medienkontakten besteht. Solche Auftritte sind wir eigentlich nicht gewöhnt. Wir sind es gewöhnt, im Proberaum oder live auf einer Bühne zu spielen. Mölgie: Bei manchen Kandidaten sieht das Playback-Singen richtig echt aus. Dafür sieht es unecht aus, wenn sie live spielen.
Ihr drei studiert in unterschiedlichen Städten, wie funktioniert das mit dem gemeinsamen Proben? Mölgie: Das funktioniert zurzeit gar nicht. Dazu sehen wir uns zu selten. Wenn wir uns sehen, dann machen wir Interviews, Meetings, Studio Session usw. Habt ihr bestimmte Rituale vor euren Auftritten? Mölgie: Ich habe jedes Mal auf der Bühne eine kurze Hose an, das ist vielleicht mein Markenzeichen. Stefan hat nicht einmal ein zweites Leiberl mit bei den Auftritten. Weil er nie schwitzt.
Wie ist das bei euren Live-Auftritten: Werden da Dinge zu euch auf die Bühne geworfen? Mölgie: Schuhe sind schon öfter geflogen. Pleschas’ Cousine hat einmal ein Unterhoserl von ihrer Mutter mitgebracht, das ist dann auch auf der Bühne gelandet. Brot und Krautschädln sind bereits geflogen. Das Krasseste war, dass einmal ein Obdachloser uns einen Hund auf die Bühne werfen wollte, da mussten wir das Konzert abbrechen.
Wie sehen eure musikalischen Ziele aus? Mölgie: Wir wollen auf jeden Fall nach Deutschland. Weil Deutschland doch eine internationale Plattform ist. Im Sommer werden wir wieder an einem neuen Album arbeiten. Wir wollen Musik machen, für die wir uns nicht schämen müssen. Genauso war es beim letzten Album und es war ein Riesenerfolg.
Wollt ihr hauptberuflich in der Musikbranche arbeiten? Mölgie: Dafür ist Österreich ein wenig zu klein und unsere Musik zu wenig kommerziell. Würde euch das trotzdem interessieren? Mölgie: Cool wäre es schon. Die Deutschland Tour hat uns zum Beispiel sehr gut gefallen. Aber man kann fast nur am Wochenende spielen. Die Lokale, in denen man unter der Woche spielen kann, hat man schnell durch.
Wird die Songcontest-Vorausscheidung das Highlight eurer bisherigen Musikkarriere? Mölgie: Naja, in Bezug auf die Strahlkraft ist es schon ein Highlight. Aber der Songcontest ist sicher sehr nervenaufreibend und aufregend. Wir waren gerade 10 Tage in Deutschland auf Tour (Hamburg, Berlin ...). Das war bisher das Coolste. Sonti: Ich spiele am liebsten im Proberaum in Wels. Wenn ihr nach Aserbaidschan fährt, was habt ihr, was Nadine letztes Jahr nicht hatte? Mölgie: Instrumente. Sonti: Wahrscheinlich funktionieren beim Songcontest Nadine oder Conchita Wurst besser als Krautschädl. Wir müssten zumindest ins Finale kommen, sonst sind wir schlechter als Nadine Beiler. So denken ja die Leute.
Wie sieht ein typischer Songcontest-Song aus? Mölgie: Der typische Song für den Songcontest hat eine einfache, positive Message, ist ein Ohrwurm und wird von einer riesigen Show begleitet. Wen seht ihr als Konkurrenz bei der Österreich-Ausscheidung für den Songcontest? Sonti: Wir sehen niemand als Konkurrenz, weil wir sowieso nicht mit einem Sieg rechnen. Unabhängig von uns sind die Trackshittaz die Besten. Aber es ist blöd, dass wir uns gegenseitig die oberösterreichischen Stimmen wegnehmen. Die Trackshittaz machen gute Stimmung auf der Bühne.