Sein ganzes Leben hat Hans Heindler dem Singen gewidmet. Nach 46 Jahren als Chorleiter hat er das Archiv des Christkönig-Chors Linz zu einem Vorzeigeprojekt gemacht. Seine Geschichte ist auch die eines Bundeslandes, in dem das gemeinsame Singen tief verwurzelt ist.
In der Friedenskirche in Linz-Urfahr verbirgt sich ein großer Schatz: Über 45.000 Blätter umfasst das Notenarchiv. Jedes gewünschte Stück ist sofort griffbereit – und das ist das Verdienst von Hans Heindler. Zehn Jahre lang war er für das Archiv zuständig. Wo früher die Notenstapel durchsucht werden mussten, genügt heute ein Blick in zwei gebundene Hefte: Sie sind nach Titel, Autor/in oder Bearbeiter/in der Stücke geordnet und ermöglichen den gezielten Griff in die Regale. Der pensionierte Lehrer hat dafür ein eigenes Programm auf dem Computer erstellt, in dem Fall das „richtige Werkzeug für gute Arbeit“.
Freude am Singen. Gute Arbeit, die hat der gebürtige Sierninger als Chorleiter geleistet. 46 Jahre lang hat er insgesamt acht Chöre geleitet, manchmal sieben Tage die Woche. Die unzähligen Konzerte im In- und Ausland – die weiteste Reise führte nach Finnland – haben viele Freundschaften entstehen lassen. Mit Vergnügen erinnert sich Hans Heindler an ein Sängerfest in St. Valentin, wo ein ganzer Fronleichnamszug den Sängerinnen und Sängern gefolgt ist. Oder an das „Kranzlsingen“, das er als langjähriger Obmann des Chorverbands Mühlviertel eingeführt hat. Dabei werden die Chöre nach einer kurzen Darbietung mit Kränzen, gern auch aus Würsten, belohnt. Der Brauch hat sich rasch verbreitet.
Bescheidenheit. „Für jeden tätigen Sänger und Musiker ist Musik das Rührwerk in der Teigmaschine, die das Leben durchrührt“, sagt er. Das Einverständnis der Singenden untereinander hat er mit „seinen“ Chören erlebt. Das waren die Männergesangsvereine Donautal, Widerhall und Margarethen, der VHS Singkreis, der Kolpingchor, der Pöstlingbergchor, der Singkreis Lichtenberg und der Chor der Pfarre Hl. Geist, mit dem er 1971 bei der Kirchweihe gesungen hat. Dass er so viele geleitet hat, ist kein Grund für ihn, sich zu rühmen. „Sänger sind nicht eingebildet“, sagt einer, der seine Mutter im Alltag singend erlebt hat. Der Vater brachte den elf Kindern die Lieder bei. Jeden Abend im Winter, wenn die Arbeit mehr freie Zeit ließ.
Die Seele berühren. Nach seiner Lehre als Automechaniker leitete Hans Heindler seinen ersten Chor als Schüler im Gymnasium in Horn. Während seiner Studienzeit in Wien arbeitete er als Billeteur in der Staatsoper. Er ist begierig nach Wissen, und doch ist es die Seele der Musik, die ihn berührt. Vor allem die Werke der drei „größten Komponisten der Erde“, Bach, Mozart und Bruckner. Und welche Lieder hört er am liebsten? „Hebe deine Augen auf“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und Josef Rheinbergers „Abendlied“. Über 5000 Notenblätter hat der Konsulent für Musikpflege des Landes Oberösterreich privat gesammelt, die er der Anton Bruckner Privatuniversität geschenkt hat. Auch das ist ein Abschied wie jenees waren, die er von seinen Chören genommen hat. Im Dezember hat er das Christkönig-Archiv an seine Nachfolgerin übergeben. „Ich habe nie etwas Vergangenem nachgeweint“, sagt der 75-Jährige. „Es war eine schöne Zeit.“