Wir sind dankbar, das Alter gemeinsam erleben zu dürfen – Gertraude und Clemens Steindl haben sich auch nach 40 Ehejahren noch viel zu sagen. Wie ihr gemeinsamer Weg im Alter aussieht, darüber erzählen sie in ihrem Buch.
Das Wort „Pensionsschock“ ist dem Ehepaar Steindl völlig fremd. „Ich kann mir schon vorstellen, dass es das gibt. Aber ich habe mich schon lange vorher auf die Zeit nach dem Erwerbsleben eingestellt“, erklärt Clemens Steindl. Und so hat er gleich nach der Pensionierung seinen Plan verwirklicht und mit dem Völkerkunde-Studium begonnen. Er schwärmt von drei unheimlich interessanten Semestern, wobei ihn vor allem die Themen afrikanische Kulturen und vorreligiöse Bewusstseinsformen wie der Schamanismus beeindruckt haben. „Danach kam eine wunderbare Zeit als Vorsitzender des Katholischen Familienverbandes.“ Hier war ihm besonders wichtig, den Stellenwert der Familie als zentrales gesellschaftspolitisches Thema in den Vordergrund zu rücken.
Selbstbestimmung so groß wie nie. Gertraude Steindl hat einen ganz eigenen, sehr positiven Blick auf die Lebensphase des Alters. Für sie ist es jene Zeit, die man – soweit man halbwegs gesund ist – weitgehend nach den eigenen Bedürfnissen gestalten kann. „In der Kindheit sind es die Eltern, dann die Schule, später Beruf und Familie, die einem vor allem zeitliche Rahmen setzen. Jetzt können wir wirklich das machen, was uns Freude macht.“ Und so stehen ehrenamtliche Tätigkeiten ebenso wie Theater- oder Kinobesuche auf dem abwechslungsreichen Programm des aktiven Paares. Besonders genießen die beiden ihr neues Dasein als Großeltern. „Als Oma kann ich mich ganz auf die kleine Clara einlassen. Es gibt keine Verpflichtungen rundum, wir können einfach nur spielen und schmusen“, schwärmt Gertraude Steindl von dieser anderen Qualität der Beziehung. Stachelschwein-Syndrom. Ganz wichtig, so Gertraude Steindl, ist es, dass man sich bei den vielen gemeinsamen Stunden immer auch Platz für eigene „Spielwiesen“ lässt. „So können wir selbst nach 40 Ehejahren noch sehr gut miteinander reden, diskutieren und manchmal Konflikte austragen. Diese werden aber immer am selben Abend aufgearbeitet, betonen beide. Wie viel Nähe gut und wie viel Abstand notwendig ist, vergleicht Clemens Steindl schmunzelnd mit dem Verhalten der Stachelschweine im Winter: „Sie sind sich so nah, dass sie sich wärmen können, und halten den Abstand, um sich gegeneinander nicht zu stechen.“ Respekt und Achtung vor dem anderen sind selbstverständlich.
Sonnenstrahlen sammeln für kältere Tage. Wenn man miteinander auf viele schöne Erlebnisse, etwa Reisen, zurückblicken kann, ist das ein großer Schatz. „Unsere Reisen sind auch ein Sammeln von schönen Vorräten, auf die man gerne zurückblickt“, verrät Gertraude Steindl. Am Schluss verweist Clemens Steindl darauf, dass das Alter mit Sicherheit die letzte Lebensphase ist, denn: „Der Tod ist ein Teil des Lebens.“