Monika hat über viele Jahre ihre Mutter gepflegt. Als diese gestorben ist, hat Monika weiter in der Genossenschaftswohnung gewohnt. Sie zahlte pünktlich Miete und die anderen Kosten. Dennoch standen eines Tages die Delogierungs-Beauftragten vor ihrer Wohnung.
Ihre Wohnungs-Genossenschaft hatte sich geweigert, Monika* einen Mietvertrag auszustellen. Sie und ihr Lebensgefährte wurden vor etwa eineinhalb Jahren delogiert. Seither pendelte sie zwischen Notschlafstelle, Off'n-Stüberl der Diakonie, FRIDA, einer Caritas-Tageseinrichtung für wohnungslose Frauen, dem Vinzenzstüberl und der Caritas-Wärmestube. „Du musst den ganzen Tag herumrennen“, erzählt Monika, die erlebt hat, was es bedeutet, keinen Rückzugsort mehr zu haben.
Auf Wanderschaft. In der Notschlafstelle darf man von 18 Uhr bis 7.30 Uhr sein. Das Off'n-Stüberl sperrt schon bald auf, FRIDA eine Stunde später, das Vinzenzstüberl der Barmherzigen Schwestern am Nachmittag. Die Wärmestube hat dann am längsten offen.
Wieder wohnen lernen. Für Monika ist die schlimme Zeit nun am 10. April vorbei. Das Gericht hat ihr das „Bleiberecht“ in der Wohnung ihrer Mutter zugesprochen. Sie freut sich schon sehr, ist sich aber sicher, dass sie nun erst wieder die Normalität des Wohnens lernen wird müssen – die Regelmäßigkeit, die Selbstständigkeit ...
Kaution, Gebühren, erste Miete. Franz Xaver Mayr, Leiter der Beratungsstelle der Caritas für Menschen in Not in Linz, weiß um die Wohnungssorgen. Ganz schwierig ist, sagt Franz Xaver Mayr, wenn Leute rasch eine Wohnung brauchen, etwa nach Trennungen. Die Erstanmietungskosten sind kaum aufzutreiben. Es fallen die Kaution (meist drei Monatsmieten), die Vergebührung des Mietvertrags und die erste Miete an. Dazu kommen noch Ausstattungskosten. Die Betroffenen wissen nicht, wie sie so rasch an 1.500 oder 2.000 Euro, oft noch mehr, kommen sollen. Es gibt zwar Einrichtungen, die hier unterstützen, aber auch deren Kraft ist schwächer geworden. Bedürftige Menschen müssen sich daher meist an fünf, sechs, sieben Stellen um Unterstützung wenden.
Den Start ermöglichen. Caritas-Experte Mayr ist daher vom Vöcklabrucker Modell der „Starthilfe Wohnen“ angetan. Bei diesem arbeiten mehrere Sozialeinrichtungen bei der Kreditvergabe zusammen und haben mit der Sparkasse ein Kredit- und Sparsystem für den Wohnstart bedürftiger Menschen entwickelt (siehe Bericht dazu auf Seite 5).
Alleinstehend, männlich, sucht Wohnung. Hubert* ist einer von denen, die es geschafft haben. Nach neun Jahre wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Ihm mangelte es an allem: an Geld, an Menschen, an Bezugspersonen, an Arbeit. In der Caritas-Wohngemeinschaft für Haftentlassene in Wels fand er Aufnahme. So hatte er Betreuung und ein Dach überm Kopf, unter dem er stressfreier nach einer Wohnung suchen konnte. Es war dennoch schwer. Die Genossenschaften haben lange Wartezeiten und die privaten Wohnungen sind meist viel zu teuer. Als alleinstehender Mann, so seine Erfahrung, kam er immer zu kurz, wenn es um erschwingliche Wohnungen ging. Durch Zufall hat es doch geklappt. „Zum Glück habe ich damals eine Arbeit gehabt, als Arbeitsloser hätte ich die Wohnung nie bekommen.“
Unvorhergesehen darf nichts kommen. „Wenn etwas Unvorhergesehenes kommt, wird es verdammt knapp“, sagt Hubert. Darum ist eine günstige Wohnung so wichtig, ergänzt er. Eine Wohnung, bei der nicht 40 Prozent für Miete und Betriebskosten aufgehen. Denn bei niedrigem Einkommen und hohen Wohnungskosten kann man nichts ansparen.
* Namen von der Redaktion geändert