Da haben zwei zueinander gefunden, die darüber froh und zufrieden sind: Der gehörlose Gerhard Grossbeck und Stephan Wimmer, der bei der Firma Gabler Band in Traun Technik und Produktion leitet. JONA, ein Betrieb der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung, hat die beiden zusammengebracht.
Gerhard Grossbeck bedient bei Gabler Band elf Maschinen. Der Betrieb produziert Schmaltextilien – elastische Bänder für Wäsche und Strümpfe, für die Medizin (z.B. für Kompressionsstrümpfe) und für Autozubehör. – Unternehmen in Österreich, Europa, aber auch in China sind die Kunden. In der Trauner Produktionshalle stehen etwa 70 Maschinen. Hunderte Spulen drehen sich mit hohem Tempo. Manchmal kann ein Faden reißen oder eine Spule wird leer und muss ausgetauscht werden. Hier einzugreifen, gehört zu den Aufgaben von Gerhard Grossbeck.
Von JONA zur Stamm-Belegschaft. In der Halle ist es laut, die 80 Produktionsmitarbeiter/innen (insgesamt sind 120 Menschen beschäftigt) brauchen Gehörschutz. Gerhard Grossbeck arbeitet ohne solchen, er hört ja ohnedies nichts. In vielen Betrieben hat er schon gearbeitet, war nie länger arbeitslos, hatte aber vielfach nicht das Glück einer dauerhaften Beschäftigung. Menschen mit Handicaps haben es noch viel schwerer als andere, Arbeit zu bekommen. Für sie ist JONA gedacht: Der Betrieb der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung stellt seit 18 Jahren Menschen ein, die es schwer haben, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Diese Mitarbeiter/innen werden dann Firmen als Arbeitskräfte überlassen – Personal-Bereitstellung also. Das Ziel von JONA aber ist untypisch für die Branche: die überlassenen Arbeitnehmer/innen sollen möglichst in die Stammbelegschaft der Firmen übernommen werden.
Bekenntnis zur Integration. Stephan Wimmer ist hoch zufrieden mit Gerhard Grossbeck und Huyen Pham, den beiden Arbeitnehmer/innen, die über JONA bei Gabler Band arbeiten. Herr Grossbeck ist nun schon vier Jahre in der Firma (früher über ein anderes Sozialunternehmen). Frau Pham, die vorher lange arbeitslos war, ist auch schon mehr als ein Jahr im Betrieb. Ihr Arbeitsplatz ist in der Qualitätssicherung. Warum übernimmt eine hoch zufriedene Firma die überlassenen Mitarbeiter/innen nicht in die Stammbelegschaft? – Stephan Wimmer weist auf frühere schlechte Erfahrungen mit einem Mitarbeiter hin, der einen Einstellungsschein hatte. „Das möchte ich nicht mehr haben!“ „Aber,“ so ergänzt er, nachdem er nur Positives über die beiden JONA-Beschäftigten gesagt hat: „wir möchten sie auf jeden Fall behalten.“ Arbeitskräfte-Überlassung erfülle in der Firma zwei wichtige Funktionen: auf Arbeitsspitzen zu reagieren und als Instrument zur Integration von Menschen mit Handicap, zu der sich der Betrieb bekennt. Integration hat bei Gabler Band aber noch eine Bedeutung: Viele Stamm-Mitarbeiter/innen haben Migrations-Hintergrund. So hat man gelernt, sich nicht nur über die Mutter-Sprache zu verständigen.
Gute Arbeit. Gerhard Grossbeck versteht viel besser die Umgebung als diese ihn. Er kann die Wörter von den Lippen ablesen. Das macht es ihm mittlerweile leicht, sich mit den anderen im Team zu verständigen. Seine stumme Sprache unterstützt er mit ausdrucksstarken Gebärden. Gerne würde er zur Stammbelegschaft gehören, erklärt er und begleitet die Übersetzung der Dolmetscherin mit einem bestärkenden Lächeln. In der Firma ist er einfach gerne. Er gehört zu Gabler Band und versteht sich mit allen, bestätigt auch Produktionsleiter Wimmer: „Er ist einer unserer besten Mitarbeiter in der Abteilung!“ Einer mit viel Fingerspitzengefühl. Man dürfe nicht in die Reaktion verfallen: „Der ist gehörlos, also drücken wir alle sechs Augen zu“, sagt Stephan Wimmer. Herr Grossbeck ist ein wertvoller Mitarbeiter, weil er gute Arbeit leistet.