Immer öfter wird Geld aus den Opferstöcken entwendet, werden Engelfiguren gestohlen. Doch in Wahrheit ist die Kirche von noch größeren Diebstählen bedroht. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2012/42, Kirchendiebstahl, Raub, Gebote, Not, Glaube, Kirche
17.10.2012 - Matthäus Fellinger
Diebstahl. Raub. Vorfälle wie diese werden geahndet. „Du sollst nicht stehlen“, heißt es klipp und klar in den Zehn Geboten. Diebstahl. Da denkt man an Banken, Juweliere oder auch nur die Geldbörse. Auch Kirchendiebstähle nehmen zu, sagt die Statistik. Also trifft man Vorsichtsmaßnahmen, damit das Geld nicht aus den Opferstöcken entwendet wird und die Engel nicht von den Altären verschwinden. Doch bei Diebstahl und Raub geht es nicht nur um Dinge, die sich in Geldwerten beziffern lassen – gerade in der Kirche. Glaube, Hoffnung, Liebe. Das sind die wertvollsten Kostbarkeiten der Kirche. Auf keinen Fall dürfen sie abhanden kommen. Das sind die eigentlichen, die schwerwiegenden Kirchendiebstähle: Wo einer dem anderen die Hoffnung nimmt, wenn die Zuversicht aus der Kirche verschwindet, wenn die „guten Engel“ – dass jemand da ist, wenn ein Mensch in Not ist – in der Kirche nicht mehr anzutreffen wären. Auch: Wenn Menschen ihren Glauben verlieren. Das wäre schlimm. Geht man heute nicht zu sorglos mit diesen Kostbarkeiten um, achtet mehr darauf, dass die Mauern der Strukturen intakt bleiben? Eine noch so reich ausgestattete Kirche wäre dann arm.