Warum Plakate in Kirchen störend sind und es unverwantwortlich ist, das Jesusbild der Faustyna in Kirchen zu zeigen, erzählt Pfarrer Gilbert Schandera. Ein Gespräch über Kunst und Kitsch im Kirchenraum.
Wie kam es dazu, dass Sie – ohne Fachmann zu sein – Vorträge über Kunst in Kirchen halten? Gilbert Schandera: Ich habe in Innsbruck studiert und wurde nicht darauf vorbereitet, dass wir Priester Restaurierungen, Neuanschaffungen oder unter Umständen sogar einen Kirchenbau mitverantworten müssen. Erst im Laufe meiner Tätigkeit als Pfarrseelsorger habe ich das Gespür dafür bekommen, dass Kunst eine enorme Bedeutung hat für die Glaubensverkündung. Es ist mir ein persönliches Anliegen, Menschen dieses Thema näherzubringen. Was möchten Sie mit Ihrem Vortrag vermitteln? Schandera: Ich möchte versuchen darzustellen, dass Kunst nichts Elitäres ist, sondern dass wir sie brauchen wie das tägliche Brot. Mir geht es dabei um zwei Themen. Zum einen sollen Verantwortliche, die Neues für sakrale Räumen anschaffen, mit Sorgfalt an die Aufgabe herangehen und die Unterstützung von Fachleuten in Anspruch nehmen. So könnte man schon bei einem neuen Kelch überlegen, ob nicht ein Unikat von einem Künstler oder einer Künstlerin wertvoller wäre als ein hundertfach produziertes Modell aus dem Katalog. Zum anderen soll Kunst, die bereits vorhanden ist, nicht durch Unachtsamkeit beeinträchtigt werden. Eine verschandelte Kirche verliert ihre Kraft.
Was fällt Ihnen in sakralen Räumen auf? Schandera: Manchmal glaube ich, ich bin in einem Blumenladen. Verschiedene Arten von Sesseln stehen herum, Leitern oder Körbe mit zerrissenen Kinderbüchern. Es ist schön, dass es sie gibt, aber sie sollten in der Sakristei aufbewahrt werden. Oder das Altartuch hängt wie ein Tischtuch herunter, sodass der Altar nicht wirken kann. Ich glaube auch, dass es ein Irrtum ist anzunehmen, dass Plakate Ausdruck einer lebendigen Gemeinde sind. Manchmal sind sie sogar am Altar angebracht. Es wäre besser, sie nach dem Gottesdienst im Vorraum des Pfarrsaals aufzuhängen. Was halten Sie von der Diskussion, dass die Gestaltung sakraler Räume als Ausdruck persönlicher Frömmigkeit respektiert werden soll? Schandera: Die Kirche ist der gemeinsame Raum aller, in dem niemand nur seinem eigenen Geschmack nachgehen sollte. Es gibt objektive Kriterien, ob etwas Kunst ist, kraftlos oder im Extremfall sogar Kitsch. Ein Paradebeispiel dafür ist das Jesusbild der Faustyna. Es ist unverantwortlich, wenn es in Kirchen zu sehen ist, denn Kitsch verbildet alle Religiosität. Ich sehe es als große Möglichkeit, wenn Menschen, die man durch Wortverkündigung nicht ansprechen kann, einen Zugang bekommen durch Kunst auf der Höhe der Zeit oder durch alte Kunst. Die Erhabenheit der Räume soll nicht durch falsch verstandene Frömmigkeit zerstört werden. - Kontakt: Tel. 07617/205 98.