So viel nackte Haut war wohl noch nie zu sehen. Die Ausstellung „Der nackte Mann“ bleibt jedoch nicht an der Oberfläche. Sie erzählt von den Rollen, die der Männerkörper seit mehr als 100 Jahren einnimmt.
Ausgabe: 2012/44, Lentos, Ausstellung, Haut, Männerkörper, Nowak-Thaller, Rolling
31.10.2012 - Christine Grüll
Wie im Schlaf ruht der Kopf auf der nackten Schulter. Das Gesicht gehörte Leigh Bowery. Der verstorbene australische Künstler liebte schrille Kostüme und Make-up. Auf dem Bild ist davon nichts zu sehen. Nackt und schutzlos ist sein Gesicht dem Blick ausgesetzt. Das Porträt ist eines von rund 300 Bildern und Skulpturen aus aller Welt, die bis 17. Februar im Lentos zu sehen sind. Sie zeigen Männer vom Brustbild bis zum entblößten Körper und haben doch mit der Bilderwelt in Hochglanzmagazinen nichts zu tun. Veränderter Blick. Seit der Antike tritt der Mann in der Kunst nackt in Erscheinung. Der mythologische Held wie der christliche Märtyrer, Adam oder Jesus Christus wurden nach den Vorstellungen der idealen Porportion geschaffen. Erst um 1900 wurde der nackte männliche Körper zur Projektionsfläche für menschliche Regungen. Schmerz und Verletzlichkeit, aber auch Begehren, Anmut oder die Freude am Nacktsein in der Natur drücken die Künstler/innen seitdem in ihren Bildern aus. Zwölf Themen. Die Ausstellung wurde von den Kuratorinnen Sabine Fellner, Elisabeth Nowak-Thaller und Stella Rollig gestaltet und führt entlang von zwölf Themen durch das 20. und 21. Jahrhundert. Akt, Pose, Adam, Knabe, Alter oder der Körper im Nationalsozialismus – die Themen sind breit gefächert. Auf einem der Wandtexte ist ein Zitat von Papst Johannes Paul II. zu lesen. Es könnte über der gesamten Ausstellung stehen: „Weil Gott ihn geschaffen hat, kann der menschliche Körper nackt und unbedeckt bleiben und bewahrt unberührt seinen Glanz und seine Schönheit.“
Führung durch die Ausstellung
Das Lentos und die KirchenZeitung laden zu einer exklusiven Führung: Am Donnerstag, 15. November, um 17 Uhr führt Kuratorin Dr. Elisabeth Nowak-Thaller durch die Ausstellung „Der nackte Mann“. - Anmeldung (max. 30 Personen) ab sofort mit der Angabe von Name und Telefonnummer: Tel. 0732/76 10-39 44, E-Mail: service@kirchenzeitung.at, Kennwort: Lentos. Preis: € 4,50 (ermäßigter Eintritt), Führungskosten übernimmt das Lentos.