Wie man Ordensmann und Pfarrer unter einen Hut bringt
In der Diözese Linz sind 153 Ordensleute als Pfarrer tätig. P. Lukas Six vom Stift Lambach ist einer von ihnen. Wie er sein Amt als Prior im Stift, sein geistliches Leben als Benediktiner und seine Aufgabe als Pfarrer von Aichkirchen auf einen guten Nenner bringt, erklärt er im Gespräch mit der KiZ.
Ausgabe: 2013/15, Stiftspfarre, Orden, P. Lukas Six, Benediktiner
10.04.2013 - Josef Wallner
Die wöchentliche Schülermesse am Dienstag in der Früh gehört für P. Lukas zu den besonders schönen Erfahrungen in der Pfarre: Viele Volksschulkinder, häufig begleitet von ihren Müttern, kommen und die Religionslehrer bereitet die Messfeier immer mit großem Engagement vor. Von den Ministranten über die neu gegründete Jungschar, die Männer- und Frauenbewegung bis zu den Goldhaubenfrauen tragen eine Reihe von Gruppen zu einer lebendigen Pfarre bei. Der 43-jährige P. Lukas ist seit 2010 mit Leib und Seele Pfarrer in Aichkirchen. Aber er ist auch ganz Ordensmann. Er lebt im Stift und ist dort als Prior ein wichtigter Mitarbeiter des Abtes.
Dasein und Hingehen
Eine gewisse Spannung zwischen Ordensleben und Pfarre ist schon zu spüren, gibt P. Lukas unumwunden zu. Aber er will das eine keinesfalls gegen das andere ausspielen. „Im Kloster ist das Dasein wichtig, in der Pfarre ist das Hingehen zu den Menschen entscheidend.“ Nach Aichkirchen, das acht Kilometer von Lambach entfernt ist und 453 Katholiken zählt, pendelt er mehrmals wöchentlich. Zurzeit kommt in der Pfarre noch das Bauen hinzu. „Unter der Perspektive der Seelsorge müssen wir jetzt die Infrastruktur – Pfarrhof und Kirche – erneuern“. Was viel Energie verlangt und die von der Diözese bezahlte „50-Prozent Anstellung“ als Pfarrer einigermaßen strapaziert.
Leben in Harmonie
Die Säule des Ordenslebens von P. Lukas ist die Liturgie. Fünfmal am Tag kommen die Benediktiner von Lambach zu Chorgebet und Eucharistiefeier zusammen, beginnend um 6.10 Uhr bis zur Komplet um circa 19 Uhr. Das intensive Gebetsleben bedingt einen eigenen Lebensstil: P. Lukas spricht von einer klösterlichen Lebenskultur. Als Stichworte nennt er: Leben in Harmonie, Gehorsam, Anwesenheit im Stift, Pflege der Beziehung zu den Mitbrüdern. „Wir sind kein Junggesellenhaufen, sondern wir bemühen uns um ein glaubwürdiges Leben als Mönche.“ Der Prior und Pfarrer P. Lukas macht die Erfahrung, dass die Verbindung von Kloster und Pfarre gut gelingt, wenn man achtet, was für die jeweilige Gemeinschaft wichtig ist. So ist jeden Mittwoch am Abend die Konventmesse im Stift. Die Pfarre weiß, warum P. Lukas an diesem Abend in Aichkirchen keine Termine annimmt. Es soll überdies ein liturgisches Leben in der Pfarre auch an jenen Tagen geben, an denen kein Priester am Ort ist, betont er. Dass er nicht in Aichkirchen wohnt, ermöglicht der Pfarre auch in der Eigenverantwortung zu wachsen. Derzeit versucht er die Pfarre auf die Tagzeitenliturgie (Vesper) aufmerksam zu machen.
Vertrauensvolle Beziehung
In der Praxis herrscht ein sehr gutes Verhältnis zwischen den Stiftspfarren und dem Stift, betont P. Lukas. Die Pfarren wissen sich vom Stift gut betreut, Abt Maximilian Neulinger kommt an Festtagen zu Gottesdiensten in die Pfarren und die Pfarren haben im Kloster einen Ort für Klausuren oder Einkehrtage. Es wächst im Stift und in den Pfarren immer mehr die Erfahrung, dass das Zentrum das Umfeld braucht und umgekehrt: „Wie gut, dass es das Stift gibt, wie gut, dass es die Pfarren gibt.“
Die 153 Ordensleute sind in ganz unterschiedlicher Weise in der Pfarrseelsorge tätig: die einen wohnen ganz in der Pfarre, andere leben im Stift. P. Lukas Six ist ein Beispiel für „Ordensmann und Pfarrseelsorger“.