Es ist immer eine ganz spezielle Beziehung – die der Töchter zu ihren Müttern oder die der Mütter zu ihren Töchtern. Prozessbegleiterin und Trainerin Veronika Lamprecht kennt die Gründe dafür und zeigt Wege zu einer heilsamen Mutter-Tochter-Bindung.
Ausgabe: 2013/19, Beziehung, Mutter, Konflikt, Tochter
Die Geburt eines Kindes ist für jede Frau ein besonderes Ereignis. „Bringt sie ein Mädchen zur Welt, sind Bindung und Emotion ganz speziell, weil diese Tochter wieder die Fähigkeit hat, Leben weiterzugeben“, erklärt Veronika Lamprecht. Dieser Umstand war in früherer Geschichte mit besonderer Achtung verknüpft. Frauen hatten eine bedeutsame Stellung in der Gesellschaft, Besitz wurde von Frauen an Frauen übertragen. „Seit etwa 4000 bis 5000 Jahren wird das weibliche Prinzip der Lebenskraft von der männlichen Macht verdrängt“, weiß die Expertin. Neben den Männern, die nun deutlich mehr Einfluss haben, wollen aber auch Frauen dorthin, wo es ein gutes Leben gibt. Es entwickelte sich unter den Frauen – ebenso zwischen Müttern und Töchtern – eine Art von Konkurrenzsituation.
Weg zur eigenen Persönlichkeit.
Töchter können sich oft besonders schwer abnabeln. „Erst wenn eine junge Frau bereit ist, für ihr eigenes Leben Verantwortung zu übernehmen, sich selbst zu definieren – unabhängig davon, wie die Mutter sie sieht – kann sie ihre eigene Identität finden“, so Lamprecht. „Geben Sie Ihrer Mutter ihren Traum zurück und leben Sie Ihren eigenen!“, fordert sie daher auf. Unterschiedliche Konflikte. Aus ihrer eigenen Erfahrung und aus Therapiegesprächen weiß Veronika Lamprecht, dass die erlebten Kindheitsverletzungen ein breites Spektrum umfassen: Wut, Angst, Enttäuschung, geringe Akzeptanz, ständige Kritik, bis hin zum Gefühl, alleine gelassen zu werden. Die Gefühlsschwankungen schlagen dabei oft aus wie ein Pendel.
Wege zur heilsamen Beziehung.
„Die Mutter-Tochter-Bindung in all ihrer Schönheit, ihrem Schmerz und ihrer Komplexität bildet das Fundament für den Gesundheitszustand einer Frau“, ist Lamprecht überzeugt. Sie zeigt vier Schritte auf, die helfen können, die Beziehung in diesem Sinne gut zu lösen. - Seien Sie grundsätzlich einfach dankbar für das Leben, speziell für Ihr Leben. - Söhnen Sie sich – alleine, ohne die Mutter – mit den Kindheitsverletzungen aus, indem Sie für sich Verantwortung übernehmen. Machen Sie dabei einen bewussten Rückblick auf die Vergangenheit, etwa auf nicht wahrgenommene Gefühle oder Ängste. - Akzeptieren und respektieren Sie die Mutter als Frau mit ihren eigenen Möglichkeiten und ihrem Wesen. Vielleicht konnte sie oft nicht anders handeln und versuchte einfach nur ihr Bestes zu geben – auch wenn das nicht immer gelang. - Versuchen Sie, das Herz der Mutter zu berühren. Zeigen Sie Interesse an ihrer Geschichte, besuchen Sie gemeinsame Plätze, betrachten Sie Bilder. Aus diesem Interesse kann Versöhnung und Verständnis kommen, die vielleicht sogar in Bewunderung umschlägt: Wow, ich habe eine tolle Mutter!
Mutter-Tochter-Geschenkabo der KirchenZeitung: Ein Angebot an alle Mütter, die stolz auf ihre Töchter sind.
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