Egal, ob Tochter oder Sohn, Mütter geben ihren Kindern Liebe, Geborgenheit und das grundlegende Rüstzeug für ein selbständiges Leben. Und doch ist die Beziehung Mutter-Sohn eine besondere.
Ausgabe: 19/2017
09.05.2017 - Brigitta Hasch
„Mütter sind die erste große Liebe eines Mannes“, heißt es oft. Eigentlich kein Wunder, denn sie erzählen ihren Söhnen stundenlang Geschichten von Räubern und Rittern, bauen mit ihnen Türme aus Bausteinen oder Holzklötzen und feuern sie nach Leibeskräften am Fußballplatz an.
Neben dem Volksmund stützen auch Ergebnisse von wissenschaftlichen Studien die besondere Bedeutung der Mutter-Sohn-Beziehung. Amerikanische Forscher haben etwa herausgefunden, dass Burschen mit einer guten Bindung zur Mutter seltener Straftaten in ihren Jugendjahren begehen. Und eine britische Studie besagt, dass Männer, die als Säugling und Kleinkind oft (mit der Mutter) kuscheln konnten und körperliche Nähe erfahren haben, später erfolgreicher waren – im privaten und beruflichen Bereich.
Faszination Sohn
Ein männlicher Nachkomme galt früher schon allein deshalb als wichtig, weil er als Hoferbe oder sicherer Weiterbestand eines Familienbetriebes angesehen wurde. „Hauptsache gesund und ein Bub“, war mehr als eine scherzhafte Bemerkung, wenn es um den Nachwuchs ging. Mütter standen regelrecht unter Druck, der Familie einen Sohn zu gebären. Diese wurden oft schon von Kindesbeinen an an ihre künftigen Aufgaben herangeführt.
Heute können Mütter ihre Söhne ganz anders wahrnehmen und auch genießen. Im Gegensatz zu Töchtern, mit denen sie ja viele Erfahrungen teilen können, erfahren Mütter mit dem männlichen Nachwuchs Neues. Weil sich Söhne in vielen Situationen anders verhalten, entdecken Mütter eine andere Welt, das macht die besondere Faszination von Söhnen aus.
Stark, aber nicht dominant
Alle Mütter wünschen sich für ihre Töchter und Söhne, dass sie nach einer glücklichen Kindheit später selbstsicher und erfolgreich werden. Patentrezept dafür gibt es allerdings keines.
„Ich bin mir ganz sicher, dass starke Mütter auch starke Söhne haben“, sagt dazu Mediatorin Sandra Thaler, „sie vermitteln den Heranwachsenden Empathie und ein starkes Rollenbild der Frau, das sie gleichzeitig auch vorleben.“*
Ist die Mutter jedoch zu stark oder gar dominant, wird dies den jungen Mann in seiner Entwicklung erdrücken. „Loslassen zählt zu den schwierigsten Aufgaben einer Mutter“, meint die Expertin. Und trotzdem ist es notwendig. Mütter, die ihren Söhnen alles abnehmen, signalisieren, dass sie ihnen nichts zutrauen. Die Entwicklung zu einem „Muttersöhnchen“, das aus dem Hotel Mama nicht ausziehen mag, ist nicht selten das Ergebnis von zu viel Fürsorge. Junge Menschen werden nur dann selbständig, wenn man ihnen Verantwortung übergibt – Schritt für Schritt. Dabei haben sie auch das Recht, einmal zu scheitern. „Und Söhne haben das Recht, sich ihre Partnerin alleine auszusuchen“, lacht die Mediatorin. Eine Verpflichtung zur Dankbarkeit gibt es für sie nicht, auch, wenn man sich über ein „Danke“ freuen mag. «
* Mag. Sandra Thaler ist Coach und eingetragene Mediatorin. Aus ihrer Praxis kennt sie spezielle Mutter-Sohn Konflikte bei Betriebs- und Hofübergaben.
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