Ausgabe: 2003/11, Opfer, Gerechtigkeit, Abraham, Isaak, Jesus
11.03.2003 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Fordert Gott Opfer von uns?
In Gen 22, 1Ð2 fordert Gott Abraham auf, seinen einzigen, nur durch ein Wunder geborenen Sohn Isaak als Brandopfer darzubringen. Noch unglaublicher als diese grausame Forderung Gottes erscheint, dass Abraham, mir nichts dir nichts, den Befehl ausfŸhren will. Die Person Abrahams erschlie§t uns den unerschŸtterlichen Glauben an Gott in einer Zeit, als Menschenopfer noch selbstverstŠndlich waren. Abraham ist betrŸbt, aber nicht verwundert. Seinem Gottesbild entspricht, dass Gott, der ihm alles geschenkt hat, auch alles von ihm fordern darf. Ihm ist nicht bewusst, dass Menschenopfer etwas Grauenvolles ist, das Gott gar nicht wollen kann. Erst Gott selbst (Gen 22, 11Ð12) macht ihm dies bewusst, als er ihm quasi in den Arm fŠllt, um die Schlachtung Isaaks zu verhindern.
Was ist das richtige Opfer?
Noch bei Abraham muss ein Widder als Ersatzopfer fŸr Isaak gefunden werden. In Jesus Christus wird deutlich, dass der Opferkult grundfalsch ist und Gott ihn nicht will. Indem Christus sich selbst zum Opfer machen lŠsst, beendet er den Teufelskreis des Opferns, dem immer neue Opfer folgen mŸssen (vgl. Ršm 3, 23Ð26). Nach der Auferstehung muss kein Ersatzopfer dargebracht werden. Die Menschen sollen erkennen, dass nicht Gott Opfer verlangt, sondern sie sich gegenseitig tšten, d. h. zum Opfer machen (= SŸnde). Gott will das nicht.
MŸssen wir immer Opfer bringen?
Es kann notwendig sein, Opfer zu bringen, um etwas anderes mšglich zu machen (z. B. Verzicht auf Ÿberhšhten Alkoholkonsum Ð Gesundheit und klarer Verstand). Die VerklŠrung Jesu macht deutlich, dass das Ziel der Offenbarung das GlŸck des Menschen bei Gott und nicht das ãOpfer bringenÒ an sich ist. Wenn wir auf etwas verzichten, so sollen wir uns damit nicht unglŸcklich machen. In diesem Fall ist es vielleicht sogar besser, auf das Opfer zu verzichten. Wenn unser Verzicht auf das Gute hinweist, setzt er die anderen nicht moralisch unter Druck.
Zum Weiterdenken
- Jesus verbietet den JŸngern, das Wunder der VerklŠrung weiter zu erzŠhlen. Das kšnnte nach SchwŠrmerei und Halluzination aussehen. Dass Jesus der Sohn Gottes ist, muss sich an existenziellen Erfahrungen des Lebens, oder an Taten erweisen.
- Petrus mšchte drei HŸtten bauen. Auch wir wollen manchmal den Moment des GlŸcklichseins festhalten, fotografieren, in Beton gie§en. In diesem Augenblick entzieht sich das GlŸck wie von selbst. Jesus erlaubt nicht, in der VerklŠrung zu bleiben, sondern sendet in die Welt.