Ausgabe: 2005/41, Weltkirche, Windischhofer, Pfarrer, Peru, Kinder, Armut, Arbeit
12.10.2005 - Josef Wallner
„Die Menschen haben eine echte Sehnsucht nach Christus“ ist die Erfahrung von Pfarrer Franz Windischhofer. Der Priester aus dem Mühlviertel leitet in den Anden Perus fünf Pfarren: „Die Leute spüren, dass in der Botschaft Jesu Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit stecken. Und dass die Botschaft vom Reich Gottes ihr Leben verändert“.
Sein Bett steht exakt um 69 Meter höher als das Gipfelkreuz des Großglockners. Franz Windischhofer ist Pfarrer in den Anden Perus und sein Pfarrhof liegt auf 3.867 Meter Seehöhe. Damit nicht genug: Sein Wohnort Callalli ist das niedrigst gelegene Dorf des Pfarrgebietes. Die höchsten Siedlungen stehen auf 5.200 Meter. Wer staunt, wie man als Europäer in dieser unwirtlichen Region leben kann, den wehrt der Priester aus Königswiesen bescheiden ab. „Ob in einer Großstadt oder in einem Dorf: So wie in jeder Pfarre geht es um das Reich Gottes. Das ist das Wichtigste.“ Dass die Botschaft von Gott die Menschen aber nur annehmen können, wenn der Verkünder zu leben versucht, was er predigt, ist für den 54-jährigen Pfarrer selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich teilt er das Leben mit seinen Pfarrkindern.
Die Armut teilen. „Leben teilen“ hört sich einfach an, stellt in den abgelegenen Bergdörfern Perus aber eine enorme Herausforderung dar. „Nein, Heizung habe ich natürlich keine. Die Leute können ja auch ihre Hütte nicht heizen“, sagt Windischhofer. Ein Ofen kommt für ihn nicht in Frage. Im Winter klettert das Thermometer tagsüber zwar auf 20 Grad, doch die Nächte bei minus fünfzehn Grad sind empfindlich kalt. „Oft hat es im Zimmer Null Grad. Da ziehe ich halt den Schlafsack so weit als möglich zu und warte, bis es Morgen wird. Mehr kann man nicht tun.“ Besonders lange dauern Nächte, wenn Pfarrer Windischhofer – zum Beispiel nach einer Abendmesse – bereits mit kalten Füßen zu Bett geht: „Da friert man bis zum Morgen.“
Helfen mit Sympathie und Ideen. Mit der Sonne am Morgen kommt auch die Arbeit. Viel Arbeit. Seit Windischhofer 1991 die Pfarren im Hochland von Arequipa übernommen hat, hat er auch eine Fülle von Projekten gestartet – pastorale und soziale: Gewächshäuser für den Gemüsebau, die Zucht von Hasen und Meerschweinchen und die Gewinnung von Grünfutter in Hydrokulturen. Besonders die Hilfe für Kinder und Jugendliche liegt ihm am Herzen. Mit Unterstützung von Förderern hat er an mehreren Schulen seines Pastoralgebiets, das so groß wie das Bundesland Salzburg ist, ein Frühstück für die Kinder eingeführt. Erst kürzlich ergab eine Untersuchung, dass von 25 Schulkindern nur eines nicht unterernährt war. Für die jungen Menschen hat er Bibliotheken gegründet und bietet Computerkurse an. „Das stärkt ihr Selbstwertgefühl und eröffnet ihnen in der Stadt Arequipa Arbeitsmöglichkeiten“, so der Pfarrer. Er möchte sie herausreißen aus dem Selbstmitleid, das sie oft wegen ihrer Armut und scheinbaren Ausweglosigkeit befällt. „Ich möchte sie zu Visionen für ihre Zukunft ermutigen.“
Je abgeschiedener, desto mehr Planung. In der Arbeit für die 13.000 Gläubigen seiner Pfarren wird Windischhofer von fünfzig erwachsenen Katechisten und von sechzig Jugendkatechisten unterstützt. Damit die Pfarrarbeit in den Weiten der Anden effektiv sein kann, ist genaue Planung nötig. Die Zentren kleiner Dörfer bestehen oft nur aus Schule, Kirche und Haus für den Lehrer. „Wenn man die Leute nicht genau über die Treffen informiert, steht man allein da“, schmunzelt der Pfarrer. Ein elektronischer Zeitplaner ist nicht nur unabkömmlich für Menschen in den Städten, auch Pfarrer Windischhofer möchte den Organizer nicht missen. Stets trägt er ihn – an den Gürtel gefädelt – bei sich, um seine Termine in sechzig Dörfern auf die Reihe zu bringen.
Traditionen achten. In der Pastoral greift er bewusst die traditionelle Kultur der Indianer auf. So bereitet er die Kinder auf die Erstbeichte nach fünf christlichen Regeln vor, in die er Elemente der indianischen Inka-Ethik integriert hat: Nicht lügen, nicht stehlen, nicht faul sein, kein Herz aus Stein haben und Gott nicht vergessen. „Das ist den Kindern näher als die komplizierten zehn Gebote.“
Sonntag der Weltkirche
Am Sonntag der Weltkirche, am 23. Oktober 2005, steht das südamerikanische Land Peru im Mittelpunkt. Peru ist ein Land nicht nur voller landschaftlicher Extreme: auf der einen Seite die weißen Nachkommen europäischer Einwanderer, auf der anderen Seite die verarmte Bevölkerungsmehrheit mit indianischen Gesichtszügen.
Dieser Ausgabe der Kirchenzeitung liegt ein Zahlschein bei. Missio Oberösterreich unterstützt zum heurigen Weltmissionssonntag die Arbeit von Pfarrer Franz Windischhofer, der seit 25 Jahren als Missionar in Peru lebt. „Mission ist für mich verkünden und verwirklichen der wesentlichen Werte des Evangeliums wie Freiheit und Solidarität.“
Diözesanbischof Ludwig Schwarz feiert gemeinsam mit Pfarrer Franz Windischhofer in der Pfarrkirche Ebensee am 23. Oktober 2005 um 9.45 Uhr Gottesdienst.