Sonnenuntergang am Meer [ (c) www.BilderBox.com, Erwin Wodicka, Siedlerzeile 3, A-4062 Thening, Tel. + 43 676 5103678.Verwendung nur gegen HONORAR, BELEG, URHEBERVERMERK nach AGBs auf bilderbox.com]
Mit der Gesellschaft ändern sich auch dieProbleme, die Menschen in ihren Beziehungen haben. Ein Anliegen der Abteilung „Ehe und Familie“ ist aber seit 40 Jahren dasGleiche: Dass Beziehungen lebendig bleiben.
„Partnerschaft in der Rush-Hour des Lebens“, so lautet der Titel des Festvortrages im Rahmen der 40-Jahr-Feier der Abteilung Ehe und Familie der Diözese Linz am 17. April. „Wenn wir 40 Jahre alt sind, möchten wir uns der Gruppe der jetzt 40-Jährigen widmen“, so begründet Rolf Sauer die Themenwahl. Er leitet die Abteilung seit 1994. Menschen um die 40 leben mitten in ihrer „Rush-Hour“ (Anm.: englisch für Stoßzeit). „Das ist das Hauptthema dieser Gruppe: Anforderungen von allen Seiten – Familiengründung, Sorge für alte Eltern oder Angehörige, Karriere“, erklärt Sauer.
Glück und Zwang. Zum ersten Mal in der Geschichte können sich die Menschen ihre Rollen selbst aussuchen, und das ist ein Glücksfall, aber auch ein Zwang. Ein Glück deshalb, weil man sich innerhalb der Partnerschaft ausmachen kann, wer wofür zuständig ist. Es gibt kein Gesetz, welches das vorschreibt, und jedes Modell ist gesellschaftlich anerkannt. Ein Zwang ist diese Freiheit deshalb, weil Paare, die sich das nicht ausmachen, einen Konfliktfall nach dem anderen erleben.
Beziehung als Wert. Dieses Thema kommt in den Beratungen ständig vor. „Es ist zu beobachten, dass Paare sehr partnerschaftlich anfangen und beim ersten, spätestens beim zweiten Kind schlagen die alten Rollenmuster durch, und das ist kein Naturgesetz“, erzählt Rolf Sauer aus der Praxis. Druck macht dazu die Wirtschaftslage, in der „Gewinnstreben als Götze total pervertiert wird“, wie er das formuliert. Die Berater/innen möchten Paaren helfen, ihre Werte zu finden und sie mitteilen zu können. Dazu kommt noch, dass viele den Verlockungen von „Extra-Konsum“ nicht widerstehen können und sich für Statussymbole verschulden. Die Abteilung möchte die Menschen ermutigen, sich ihre Beziehung als Qualität bewusst zu machen. „Deshalb haben wir vor fünf Jahren unser Logo geändert, weil das unsere Forderung und unser Programm ist, dass Beziehung gelebt wird“, erklärt Rolf Sauer. „Früher hat eine Ehe gehalten, wenn der Vertrag eingehalten worden ist. Und das hat sich geändert. Das ist eine begrüßenswerte Entwicklung.“ Die Abteilung für Ehe und Familie im Pastoralamt nennt sich seither „BEZIEHUNGLEBEN.AT“.
Vertraute Fremdheit. Vor 40 Jahren hat das Verhältnis und die Intimität in der Partnerschaft auf möglichst viel Gemeinsamkeitgezielt – auch in der Sexualität. Heute heißt das Ziel im Körperlichen wie im Geistlichen: „Vertraute Fremdheit“. Das Ideal ist, dass Paare sagen können: „Ich begrüße, dass du anders bist als ich, und ich freue mich, dass du interessiert bist, mich als Anderen zu erleben.“
Neue Aufbrüche. Ein Thema unserer Zeit ist auch die Gestaltung einer Ehe in der Zeit „nach den Kindern“. „Wenn die Kinder aus dem Haus gehen, wird offenbar, ob die eigene Beziehung gepflegt worden ist oder nicht“, sagt Rolf Sauer. Es gibt Beziehungen, die in dieser Lebensphase scheitern, aber auch Paare, die einen neuen Aufbruch erleben. Und die werden immer mehr. Sauer selbst hat vor einigen Jahren beim Pilgern am Jakobsweg solche Paare erlebt. Eines ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Die Frau hat gesagt, sie geht mit ihrem Mann, aber sie geht nur 10 bis 12 Kilometer am Tag. „Das war ein schönes Bild: Er will gehen und nimmt Rücksicht auf ihre Möglichkeiten.“
Seit 40 Jahren gibt es die Abteilung Ehe und Familie im Pastoralamt. Seit fünf Jahren nennt sie sich „BEZIEHUNGLEBEN.AT“. Sie fühlt sich einer Sache verpflichtet: „Der lebendigen und nachhaltigen Beziehung in Partnerschaft, Ehe und Familie als Pflege einer guten Gabe Gottes“.
91 Berater/innen in 26 Stellen bieten Hilfe an. Die Abteilung schult Referenten und Referentinnen und arbeitet in der Seelsorge mit anderen Stellen der Diözese zusammen. Über 100.000 Menschen haben bisher die Beratung genutzt. Mehr als 15.000 Paare habeneinen Kurs zur Ehevorbereitung absolviert, über 180.000 Personen haben Bildungsveranstaltungen zu Themen um Partnerschaft und Familie besucht.