Rorate-Messen wurden in den letzten Jahren wiederentdeckt, in Ebensee waren sie nie in Vergessenheit geraten: Dort hat sich eine besonders feierliche Form erhalten.
Ausgabe: 2015/48, Advent, Ebensee, Rorate-Messe,
24.11.2015 - Josef Wallner
Die nur mit Kerzen erleuchtete Kirche, der Liedruf „Sieh der Herr kommt mit Herrlichkeit“, oftmals auch das gemeinsame Frühstück im Pfarrsaal – Rorate Messen sind etwas Besonderes, in Ebensee etwas ganz Besonderes. Dort werden sie an Adventsonntagen gefeiert. Um 7 Uhr ist jeweils am ersten und am vierten Sonntag im Advent Rorateamt. Gestaltet vom Kirchenchor samt Orchester. Obwohl schon längst kein Sonntagsgottesdienst mehr so bald in der Früh gefeiert wird, ist die Kirche jedesmal voll, erzählt Chorleiter Franz Kasberger: „‚So, jetzt beginnt wirklich der Advent‘, sagen viele unserer Leute nach dem Rorateamt.“ Sie haben diesen Gottesdienstbesuch zu ihrem persönlichen Advent-Eröffnungsritual gemacht.
Immer schon
Seit wann es diese Tradition in Ebensee gibt, lässt sich nicht eruieren, manche vermuten seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf jeden Fall gesichert ist, dass die älteste Ebenseer Chorsängerin keine andere Gestaltung als festliche Rorateämter mit Chor und Orchester kennt: Sie ist 96 Jahre alt und singt seit 1933 im Chor. Dass stets dieselbe Messe aufgeführt wird, ist ebenfalls Bestandteil der Ebenseer Tradition: die Landmesse von Ferdinand Schubert, dem älteren Bruder von Franz Schubert. Als sehr berührend wird die Musik während des Kommuniongangs erlebt, vermerkt Franz Kasberger 2004 über das Rorateamt im Pfarrbuch. Das gilt bis heute unverändert: „Kaum jemand, der diese Messe um 7 Uhr früh mitfeiert, kann sich diesem Miteinander von Musik und Liturgie, von Musik in der Liturgie entziehen. Da sind die Klänge nicht nur ‚Behübschung‘, sondern sie sind Gebet.“
Vesper am Heiligen Abend
Eine weitere liturgische Feier in Ebensee verdient Aufmerksamkeit: Am 24. Dezember wird in der Expositur Roith – wie in den allermeisten Pfarren Österreichs – eine Kindermette gefeiert, in der Pfarrkirche Ebensee aber singt der Kirchenchor eine Weihnachtsvesper. Natürlich wieder seit nicht mehr ergründbaren Zeiten die Vesper von Joseph Ignaz Schnabel, ab 1805 Domkapellmeister in Breslau. Überblickt man den Liturgieplan der Pfarre Ebensee ist der Kirchenchor vom ersten Adventsonntag bis 6. Jänner – rekordverdächtige – neun Mal im Einsatz.