KOMMENTAR_
„Ich hab noch nie was vom Staat gebraucht“, sagte eine Frau zur anderen, während sie zügig im See schwammen. Diesen Satz habe ich, ebenfalls schwimmend, im vergangenen Sommer zufällig gehört. Er beeindruckt mich immer noch. Unabhängig vom Staat zu sein, wie geht das? Ich selbst bin geradezu abhängig von ihm, von seinen Straßen und Bahngleisen, von seinen Schulen und Krankenhäusern. (Und weil ich Teil des Staates bin, gehört das ja auch ein bisschen mir.)
Etwas nicht „brauchen“ zu müssen, unabhängig und frei zu sein, das hat schon seinen Reiz. Viele wollen unabhängig von der Kirche und von ihren Ritualen sein. Viele brauchen die Auferstehung nicht. Sie brauchen den Gründonnerstag nicht („Spinat habe ich noch nie gern gegessen“), den Karfreitag nicht (außer er ist ein Feiertag) und die Osternacht nicht.
Ich schon. Ich brauche die Stille, die am Karfreitag wie eine leise Trauer in der Luft liegt. Die Freude in der Osternacht, wenn der Schein der Kerzen im Dunkeln immer heller wird. Ich brauche den Glauben an die Auferstehung, weil er mich angesichts von Krankheiten und Tod immer wieder froh werden lässt.
KOMMENTAR_
DENK_WÜRDIG
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
BRIEF_KASTEN