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Die Büchse und der Sparefroh. In den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts waren sie wohlbekannt: ein Schilling als Leib, dünne Arme und Beine, freche Locke und rote spitze Mütze. In dieser Gestalt stand der Sparefroh für eine Gesinnung: Spare in der Zeit, so hast du in der Not. Kinder sollten das vom ersten Taschengeld an lernen.
Es ist nicht einfach mit dem Sparen. Vor allem macht es kaum mehr froh, wenn das Ersparte durch Inflation und niedrige Zinsen stetig weniger wird, statt dass es sich – wie damals in Aussicht gestellt – vermehrt. Unter finanziellen Aspekten allein betrachtet, ist Sparen tatsächlich zur zweischneidigen Sache geworden. Als Haltung auch? Fährt man mit Verschwendung nicht besser? Man hätte dann von seinem Geld wenigstens etwas gehabt. Es ist eine verhängnisvolle Versuchung, die meint, Verschwenden mache glücklicher als Sparen.
Der entscheidende „Kontostand“ ist nicht finanzieller Art. Er lässt sich ablesen in den Rohstofflagern unter der Erde, schwebt abgasförmig in der Atmosphäre – schwimmt in den Meeren der Welt. Und das macht gar nicht froh. Sparen wird man sich nicht sparen können. Ob es froh macht? Man wird es in den Gesichtern der Menschen, die lange nach uns leben werden, lesen können. Allerheiligen legt es nahe: Wie werden sich die Lebenden der Zukunft an uns dann längst Verstorbene erinnern?
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