KOMMENTAR_
In den Ebenen, vor allem an den Flüssen, ist sie wieder da: die Nebelzeit, in der die Sonne oft so gar nicht durchdringen will. Dunkel und düster hüllt das feuchte Grau das Land zu. Vielen drückt das auf das Gemüt. Zwar gibt es auch Leute, die den Nebel mögen, vor allem, wenn er nicht gleichförmig alles grau in grau erscheinen lässt, sondern schöne Kontraste erzeugt, Baumkronen herausblitzen lässt und nur schwadenförmig über die Felder zieht. Aber man freut sich dann doch auf klarere Tage. Für Menschen, die in der Höhe wohnen, gehören Nebeltage zu den schönsten im Jahr: Wie unter einer großen leuchtenden Tuchent erstreckt sich das Tiefland bis zu den Bergen hin. Selten schöne Tage sind das für sie. Auch der Nebel bietet eine Ober- und eine Unterseite – und er ist wie ein Sinngemälde des Lebens insgesamt. Eben haben Christinnen und Christen Allerheiligen gefeiert. Die schwere Nebelseite des Lebens – Tod und Sterben vor allem – haben sie von der anderen Seite her betrachtet – in göttlichem Licht. Was im Nebel der unmittelbaren Erfahrung so aussichtslos scheint, erhält so die leuchtende Perspektive von Weite: einen Trost. Eine Gelassenheit. Freude wird möglich. Die Erfahrung von Leid ist aufgehoben und geborgen in einer unendlichen Weite, in einem Licht, das nicht verlöscht. Nebel verhüllt nur. Er löscht nicht das Licht.
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