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Zu „Kleruskongregation zieht Grenzen“ in Ausgabe Nr. 30 und 31
Das vatikanische Schreiben zu den Pfarren gibt wieder, was in der katholischen Kirche gilt: Eine Pfarre wird von einem Pfarrer geleitet. Es gibt an dieser Stelle keinen Laien, keine Leitungsteams. Ist damit Kirche nun endlich zukunftsfit? Was sich im Schreiben berührend durchzieht, ist die Aufforderung der Nähe zu den Menschen. Die „Pfarrei ist in der Logik der Inkarnation das Haus inmitten der Häuser.“ (7) Es geht darum, eine „eigene Kunst der Nähe zu entwickeln.“ (26) Der Priestermangel ist kein Grund, Großraumpfarren zu errichten. (48) Pfarrer und Gemeinde müssen „einander nahe sein“. (66) Das gefällt mir. Jetzt müssen die Bischöfe dazu endlich die Pfarrer bringen. Das ist ihre Pflicht, „Weihepflicht“. Seit Jahrzehnten beten sie um Priesternachwuchs und Gott erhört die Gebete und bietet den Bischöfen Hunderte berufene Frauen und Männer an, die aus Pflicht bereits faktisch leitend tätig sind, aber die Bischöfe sehen nicht hin, wollen nur einen bestimmten Typus: den jungfräulichen Mann, der die intime Gemeinschaft mit einer Frau sein lässt. Es ist wie im jüdischen Witz: Ein Jude beklagt sich bei Gott, dass er beim Lotto nie gewinnt. Nach der fünften Klage ruft ihm Gott zu: Kauf doch endlich ein Los!
Wilhelm Achleitner, Puchberg bei Wels
Zum Thema Neues Testament und Pflichtzölibat zitiere ich nur zwei Bibelstellen. Tit 1, 5–9 und 1 Tim 3, 1–7, wo es heißt: (...) Deshalb soll der Bischof untadelig, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, besonnen sein (...). Selbst Petrus, der erste Papst, hat keinen Pflichtzölibat gekannt. (...) Seit Langem lähmt er die Kirche in ihren vielfachen Aufgaben im Dienst an der frohen Botschaft für die Welt.
Die Beiträge in der KiZ Nr. 31 auf den Seiten 2, 4 und 8 veranlassen mich, meiner Enttäuschung und Wut Ausdruck zu verleihen:
Ich bin mittlerweile sowas von sauer auf die katholische Kirche; wäre ich nicht in meiner Pfarre „beheimatet“, ich würde die Kirche verlassen. (...)
Welcher Pfarrer hat noch die Zeit, nach Ereignissen, in denen man mit teils Fernstehenden in Kontakt kommt, nachzufassen; (...) Seelsorge sollte heißen, zu den Menschen gehen, nicht darauf warten, dass sie kommen. Und was macht unsere Kirche? Das glatte Gegenteil: den Priestern noch mehr Pfarren umhängen, die räumlichen Gemeinschaften vergrößern, damit die Pfarrgemeinschaft noch lockerer wird, die Seelsorge an Laien outsourcen und brav auf Rom hören. Wann bitte schließen sich die Bischöfe überregional zusammen und leisten massiven Widerstand. (...)
Wolfgang Ortner, Wels
Drei Viertel der Instruktion zur pastoralen Umkehr der Pfarreien bekräftigen mit vielen schönen Worten das geltende Kirchenrecht. Das letzte Viertel geht dann auf die Realität indirekt ein, indem es für fast alle pastoralen Bedürfnisse Ausnahmeregelungen vorsieht. Die (mögliche) Arbeit von Frauen wird explizit erst gar nicht erwähnt. – Wenn das nicht klerikales Denken ist?
In der Evangelisch-Lutherischen Kirche Schwedens sind von den gut 3000 Pastor/innen etwas mehr als die Hälfte weiblich (...)
Johann Florian Mayer, Molln
zu „Gedanken über ein Grundeinkommen“ in Ausgabe 32
Diese Gedanken über ein Grundeinkommen in der letzten Kirchenzeitung sind utopisch und realitätsfern. In Österreich ist für alle Sozialfälle gesorgt und es herrscht schon eine Vollkasko-Mentalität, wo jeder den Staat für alles verantwortlich macht und die eigenen Hände in den Schoß legen will.
Schon in der Bibel steht: Wer arbeitet, soll auch essen! Oder die Ordensregel der Benediktiner: Bete und arbeite! So ein automatisches Grundeinkommen fördert die Faulheit. (...)
Maria Pachlatko, Windhaag bei Freistadt
Zu den grundsätzlich positiven Überlegungen „Einkommen losgelöst von Erwerbsarbeit“ möchte ich aber daran erinnern, dass Arbeit nicht nur für den Lebensunterhalt eine Rolle spielt. Für das Selbstwertgefühl des Menschen ist Arbeit zu haben wichtig und entscheidet oft auch über die Wertschätzung in den Augen der anderen; die Zugehörigkeit zur Gesellschaft und die Anerkennung bei positiv erledigten Aufgaben geben dem Leben Zufriedenheit und Sinn. Es ist dann eben nicht nur irgendein Job.
Helga Herzog, per Email
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