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Zu „Voraussetzung: Verbale Abrüstung“ in Ausgabe 17 und zur Leserbrief-Diskussion:
Sehr geehrter Herr Dr. Hahn, danke Ihnen für Ihren biblischen Befund, mit dem Sie die derzeit gültigen Zulassungsbedingungen zum Priestertum in der römisch-katholischen Kirche begründen. Bei den biblischen Berichten ist es spannend zu schauen, was und wovon berichtet wird, und es ist mindestens ebenso spannend, was und wovon nicht berichtet wird. So wird ein paar Verse nach den von Ihnen erwähnten (Lk 9,14) von 5.000 Männern erzählt, die Jesus begegnen wollten und daher sich am Ende des Tages vor Ort niedergelassen hatten. Da kann die Frage auftauchen, wo waren die Kinder, wo die Frauen? Gab es keine, oder werden sie nicht erwähnt oder einfach „mitgedacht“, wie wohl gemäß des damaligen Gesellschaftsbildes üblich? Kann es sein, dass das Nichterwähnen von Frauen im engsten Kreis der Freunde Jesu mit vielem zu tun hat, nur nicht mit einer gewollten Ausgrenzung von Frauen durch Jesus? (...) Was bewegt(e) dazu, (...) das Weglassen der Frauennamen durch die Erzähler – aus was immer für Gründen – als Rechtfertigung zu nehmen für ein auch heute noch Frauen ausgrenzendes, patriarchales Kirchensystem? Für mich bleibt es eine Frage, eine Wunde, ein Skandalon. (...)
Mag. Andreas Paul, Klinikseelsorger, Linz
Ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Freude zumeist Männer mit biblischen Zitaten die Unmöglichkeit beweisen, Frauen weihen zu können. Bei der Vorstellung, dass die Erde eine Scheibe ist und auf Säulen steht, hat sich die Wissenschaft und Erfahrung durchgesetzt und die Kugelform zum Allgemeinwissen bestätigt. Das Wissen zur Zeit der Entstehung der Psalmen war nicht anders. Zur Zeit Jesu war die Männerwelt dominierend, sie wurde erwähnt und gezählt. Vielleicht gingen auch Frauen mit den 72 Jüngern mit? Die männliche Form für beide Geschlechter war bis vor einigen Jahrzehnten auch bei uns üblich. Die soziale Situation hat sich bei uns in 2000 Jahren aber verändert. „Frauen ... begleiteten ihn (Jesus), ... Maria Magdalena ... Johanna ... Susanna und viele andere.“ (Lk 8,2f.) Das verschweigt man(n) gern, dass sie Jesus und die Jünger unterstützten und mit ihnen unterwegs waren. Wo wären wir heute, wenn wir keine Religionslehrerinnen hätten? Wir Frauen dürfen beim eigenen Bibellesen, in Bibelrunden, beim Unterricht die Wandlungsworte lesen, erzählen; in der Messe darf sie nur der Priester sprechen. Warum? Wollte das Jesus so? Wo steht das, dass er die Frauen ausschließt? (...)
Christa Falkensteiner, Bad Ischl
Zu „Es muss eine Theologie des Scheiterns geben“ in Ausgabe 19:
Ich bedanke mich für das Interview mit dem Theologen und Sexualtherapeuten Joachim Reich in der Kirchenzeitung von letzter Woche. Die katholische Sexualmoral erreiche die heutigen Menschen nicht mehr, und sie ignoriere den Stand der Wissenschaft in Theologie, Medizin und Sexualforschung, sagt Reich. Das ist für mich glaubwürdig und nachvollziehbar. Für mich stellt sich darüber hinaus die Frage, warum sich die Kirche überhaupt für das Sexualleben ihrer Mitglieder interessiert beziehungsweise dieses bestimmen will. Was um alles in der Welt geht sie das an? Gibt es auf diese Frage eine einleuchtende theologische Erklärung?
Hermine Moser, Freistadt
Die Politik, das Parlament, die Regierung fallen komplett aus als verantwortungsvolle Löser und Visionäre zur Bewältigung unserer Nöte, Ängste und Probleme. Sie sind irgendwo gelähmt verschwunden im nie enden wollenden Kontinuum der grauslichen Skandale, versunken in den sauren Sümpfen von Macht-Seilschaften. Wir als Staat, also jede und jeder von uns, haben einiges zur tragen in den nächsten Jahrzehnten, um all die Sackgassen der Vergangenheit, die neuen Hundertmilliarden Schulden, all die Gewalt, all den Absturz des Bildungssystems, all den kaputten Planeten zu sanieren. (...) Eine Verbeugung vor dem atemlosen Krankenhauspersonal auf den Intensivstationen, auf den Neuromed-Stationen … Eine Verbeugung vor dem wirklichen Super-Personal in den gar nicht so super Supermärkten. Herzlicher Applaus, tiefe Verbeugung und tausend Danke!
Fritz Baumgartner, St. Georgen an der Gusen
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