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Unabhängig vom inhaltlichen Gehalt Ihrer „Analyse“ (gemeint ist „Ein Segen und ‚Gottes Plan‘“ in Ausgabe 11), der natürlich auf Grund des Umfangs des Textes, aber auch sonst (einseitig) verkürzt erscheint, muss ich Ihnen (...) drei Punkte aufzählen, die ich so nicht in Ordnung finde bzw. die auch anders gesehen werden können:
1. Die Bezeichnung von Menschen, die einen Sinn in der sexuellen Enthaltsamkeit außerhalb der Ehe sehen, als „nicht modern“ – was immer das auch bedeutet – scheint doch eher beleidigend zu sein, was bitte nicht notwendig ist und eine Entschuldigung nach sich ziehen sollte.
2. Kann es nicht sein, dass die aktuelle deutliche Aussage des Papstes nur seine früheren Aussagen im Bereich Ihres Interpretationsspielraumes in das richtige Licht gerückt hat und Ihnen erst jetzt klar wird, dass der Papst seine Aussagen doch nicht so gemeint hat, wie Sie diese gerne verstanden hätten?
3. Wäre es nicht auch im Sinne der christlichen Nächstenliebe besser, dem Papst zuzugestehen, dass eine Entscheidung über eine derart „umkämpfte“ Frage mit weitreichenden Folgen nicht gerade einfach ist, und wären nicht verbindende und besänftigende Worte besser als Ihr zwischen den Zeilen erkennbarer „Aufruf zur Gegenwehr“? (...)
Hubert Radlmüller, Per E-Mail
Dass „Rom“ die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare verweigert, finde ich empörend, traurig und unchristlich. Tiere werden gesegnet, Häuser, Autos, Schiffe ... Gleichgeschlechtliche Paare stehen (im Vatikan) nicht einmal am Ende dieser Liste – was ohnehin ein Hohn wäre – sondern gar nicht! Ein Segen beinhaltet auch den Schutz und die Liebe Gottes! Hat ein Mensch – und sei es der Papst – das Recht, das zu verweigern? Gott sei Dank haben wir einen Bischof, der christlicher denkt und handelt!
Ingrid Oberkalmsteiner, per E-Mail
(...) Der Segen soll auf den Gesegneten oder die Gesegnete wirken in dem Sinn, dass ihnen die Gegenwart und Liebe Gottes bewusst wird und lange bewusst bleibt. Er soll dazu beitragen, die Menschen anzuregen, mit dem Gesegneten verantwortungsvoll umzugehen und es nicht zu missbrauchen. Kein Mensch und auch der Vatikan nicht hat das Recht, einem Menschen, der einen Segen erbittet, diesen zu verweigern. Gerade ein schwacher und sündiger Mensch bedarf besonders des Segens als Zeichen der Nähe und Barmherzigkeit Gottes. Je mehr und je öfter Menschen die Gegenwart Gottes bewusst gemacht wird, desto eher wird sie diese Erfahrung verändern und umgestalten. Richtet nicht, damit auch ihr nicht gerichtet werdet, hat Jesus seinen Freunden befohlen. Das gilt auch für Rom.
Mag. Wolfgang Hingerl,per E-Mail
Es wundert mich, dass diese Entscheidung für so viel Aufregung gesorgt hat. (...) Es ist eben ein Unterschied, ob eine Person oder eine Beziehung, die in sich unrichtig ist, gesegnet wird. Von einer Untreue des Papstes zu sich selbst kann also keine Rede sein. Sicher hat der Papst nicht erwartet, dass diese Entscheidung freudig begrüßt werden wird. Sie ist unpopulär, aber mutig. (...) Verwunderlich, dass einzelne Bischöfe und Pfarrer in Österreich diese Entscheidung kritisieren, sie sollten den Katechismus doch kennen. Der Widerspruch zur staatlichen Rechtslage kann doch kein Argument sein. Wenn dies der Maßstab sein soll, dann müsste die Kirche Abtreibung, Beihilfe zum Selbstmord, Mord auf Verlangen (gerade in Spanien verabschiedet), Scheidung, Ablehnung von Flüchtlingskindern usw. befürworten. Alles Gesetze, die durch die ständig gelobten Werte der EU gedeckt sind. Ich glaube, das kann nicht der Weg sein und würde die Kirche zu einem beliebigen, wertlosen Verein machen.
Paul Krassay, Luftenberg
Gerade in der Untersagung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare handelt die katholische Kirche gegen Gottes Plan. Kirchliche Würdenträger sprechen gleichgeschlechtlich Liebenden die Würde ab. Das Thema Sexualität, obwohl zu den Grundbedürfnissen zählend, behandelt die Amtskirche seit je verstörend bis unbegreiflich. Wer ist die „Kirche“ eigentlich? Das sind doch wir alle! Wenn sich bloß ein Teil davon, nämlich die (vor allem römische) Amtskirche, weigert, dann geben eben wir, die anderen, im Glauben an die Unantastbarkeit der Würde jedes Einzelnen, den Segen. (...) Ich erinnere mich noch gut an meine Mutter, die uns bei jedem Verlassen des Hauses mit Weihwasser gesegnet und uns damit ihren Glauben und ihre Liebe nähergebracht hat.
Elisabeth Neulinger, Waxenberg
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