KOMMENTAR_
Zu „In der Wahrheit leben“ in Ausgabe 3:
(...) Der Entscheidung des Pfarrers von Kindberg für eine eigene (weltliche) Familie kann ich nur Bewunderung und Mitgefühl entgegenbringen. Mir sind die Zukunftsvisionen der Kirchenführer in Rom und in den meisten (Erz-)Diözesen zwar nach wie vor schleierhaft. Ich neige aber zu der Ansicht, dass dem verordneten Zölibat (...) (freiwillig gewählt und gelebt ist es durchaus mutig und anerkennenswert!) und der Nicht-Zulassung von ledigen oder verheirateten Frauen zum Weihedienst in erster Linie vermögens- und erbrechtliche „Theorien“ und Aspekte des „Heiligen Stuhls“ (...) zu Grunde gelegt sein könnten und müssten. (...) Viele Fragen, die auch unser weiser und liebenswerter Papst Franziskus nicht lösen wird können und/oder wollen. Nur ist es schade, dass die Stimme der mitdenkenden und sich Sorgen machenden Mitchristen und Amtsträger noch immer nicht gehört, verstanden oder ernstgenommen wird. (...)
Anton Bumberger, Haibach ob der Donau
(...) Im zweiten Jahrhundert wechselten viele Gemeinden im Gebiet des Patriarchats von Rom von der griechischen zur lateinischen Liturgiesprache. In diesen „lateinischen Gemeinden“ wurden nach und nach bevorzugt Ehelose für die Weihen ausgewählt. Eine Entwicklung, die jedoch die Kirche im Osten nicht mit vollzog. Eine Festschreibung des Zölibats wurde allerdings erst durch den Investiturstreit zwischen dem deutschen König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. im 11. Jahrhundert angestoßen. Papst Gregor stellte das Recht des deutschen Königs in Frage, eigenmächtig Bischöfe einzusetzen und so seine Macht im Reich zu festigen. Gregor VII. suchte nach einem Druckmittel gegen weltliche Bischöfe und fand im Zölibat eine Eintrittshürde in den Kirchendienst. Er wollte so verhindern, dass weltliche Bischöfe Kirchenbesitz an ihre Nachkommen vererbten. Das gleiche galt in kleinerem Namen auch für die Pfarrer und ihre Familien.
Dr. Anton Schwarz, Wien
Angelika Walser ortet in der Fixierung auf ein zölibatäres, männliches Priesterbild „institutionellen Suizid“. Ich teile ihre Sichtweise, sehe aber doch einen Ausweg, der da und dort auch schon beschritten wird, nämlich die Entwicklung einer priesterlosen Kirche. Denn wo keine guten Priester mehr verfügbar sind, die Sehnsucht nach kirchlicher Begleitung im Leben aber doch besteht, springen oft andere Christinnen und Christen ein. Kirche beginnt sich zu wandeln und in den Gotteshäusern entstehen neue liturgische Formen. Und es ist gut so. Ob aber die Kirchenleitung sich bewusst ist, wozu ihre Reformverweigerung geführt hat?
Dr. Harald Prinz, Enns
Weltweit ist das Christentum eine Erfolgsgeschichte, besonders auch die katholische Kirche. In Europa wird die katholische Kirche aber zur Bedeutung einer Sekte zusammenschmelzen, wenn sie es nicht schafft, endlich im 21. Jahrhundert anzukommen. Die Menschen laufen in Scharen davon – unter anderem haben viele kein Verständnis mehr für die Einengung des Priesterbildes auf „ehelos“ und „männlich“. Glaubhaftigkeit muss wieder angesagt sein. Die katholische Kirche vollzieht den Erlass Benedikts XVI. von 2005 genauso halbherzig, wie sie mit dem Zölibatsbruch eines Priesters umgeht. Klar: Die Verantwortlichen stehen mit dem Rücken zur Wand – sie brauchen jeden Priester zur Seelsorge. Vielleicht sollte das Kirchenrecht hier doch der Realität folgen. Man darf hoffen – immerhin gibt es seit einem Jahr kirchenrechtlich abgesichert ganz offiziell Dienste für Frauen, die Jahrzehnte bereits gängige Praxis waren. Ähnliches kann bei Zölibat und Frauenweihe (nach der Weltbischofssynode) geschehen.
Hans Mayer, Molln
Leserbriefschreiber Diakon Landl und Chefredakteur Niederleitner kritisieren jene Hunde/Kinder-Katechese des Papstes mit dem Herzen liebender Christen. Wie aber nehmen zweifelnde, im Glauben nicht gefestigte, um ein tragendes Fundament täglich ringende Katholiken dessen Rat-Schläge auf, wenn wir lesen (zitiert nach Vatican-News): „(...) Kinder für das Vaterland; Kinder für ein ruhiges Gewissen; Kinder, um uns menschlich zu machen; Kinder, um meinem Leben Angst zu nehmen und Sinn zu geben!“ Mir tut es in der Seele weh, Papst Franziskus so sprechen zu hören. Sagt ihm denn niemand, dass seine Lebenswirklichkeit nicht die einzige ist?!
Manfred Schöffl, Linz
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