KOMMENTAR_
„Haben Sie einen Roten von hier?“, fragte ein Gast die Kellnerin im Wachauer Dirndl. „Ja, einen Blauen Portugieser“, antwortete die junge Dame. Den Gast schien es nicht zu stören, dass der Rote blau war und nicht Wachauer, sondern Portugieser. Zufrieden bestellte er ein Viertel davon. Diese Kindheitserinnerung erwacht beim Beobachten der politischen Landschaft in Österreich: Manche Rote sind nun eher blau, Schwarze türkis, Blaue schon länger eher braun, das Grün der Grünen verblasst durch den Regierungspragmatismus, die Pinken gab es damals noch nicht, aber sicher sind die Kommunisten nicht kommunistisch im bisher bekannten Sinn, sonst hätten sie in Graz schon versucht, andere Parteien auszuschalten ... Niemand scheint mehr das zu sein, wofür er sich ausgibt. (Oder sie natürlich! Die Bösen sind nicht immer die Männer. Nicht immer.) Andererseits: Muss es böse sein, Schattierungen in die Politik zu bringen? Politiker/innen sollen ihre Werte überzeugt vertreten, das muss nicht immer althergebrachte Parteilinie sein! Wenn die Schattierung aber nur dem Wählerstimmenfang dient, weil Werte eine Nebenrolle spielen, dann wünscht man sich fast die Eintönigkeit der Schwarz-Weiß-Malerei zurück.
KOMMENTAR_
DENK_WÜRDIG
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
BRIEF_KASTEN