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„Den Kuchen gibt es erst, wenn ihr nicht mehr über Corona redet“, sagt meine Mutter am Wochenende streng zu uns. Geburtstagsfeier hin oder her: Die Lage der Nation muss im heimischen Wohnzimmer zum 100sten Mal erörtert werden. Meinungen prallen aufeinander. Beschwichtigungen folgen, Zugeständnisse. Manche Differenzen bleiben. So ist das nun mal: In den Familien, bei Freunden, in der Arbeit, bei uns und weltweit. – Seit zwei Jahren unterhalten wir uns über Corona, Impfung Pro und Contra oder suchen Schuldige für den Lockdown. Ich bemühe mich, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, das schaffe ich im Alltag mit mehr oder weniger Erfolg.
Früher war eines unserer Lieblingsthemen die Politik gefolgt von Musik. Jetzt liegen Corona und Politik in der Statistik weit vorne, wobei es fast ein Kopf-an-Kopf-Rennen gibt. Eines ist heute klar: Kuchen und Kaffee werden nur für alle kredenzt, wenn Corona bei allen Gesprächspause macht. „Apropos: Geht euer Kind morgen in die Schule?“, fragt mich mein Bruder. Darauf falle ich jetzt nicht rein. Ich rieche schon den Kaffee. Ich will endlich mein Stück Kuchen!
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