KOMMENTAR_
Denn in meiner Zeit als junge Neue im Kloster haben wir ab und zu biblische Erzählungen gespielt. Eine davon war die Esther-Erzählung aus dem Alten Testament, und mir wurde die Rolle der Esther übertragen.
Ich hatte es schon fast vergessen, als mich meine Provinzoberin fragte, ob ich mir vorstellen könnte, ab dem Eintritt in das Noviziat diesen Namen zu tragen. (Damals bekam man als Zeichen und Ausdruck eines neuen Lebens auch einen neuen Namen.) Zwar hatte ich meinen Taufnamen Martha sehr gern, aber ich dachte mir, es wäre eine positive Provokation, zwei „Frauenprogramme“ miteinander zu verbinden. Es beeindruckte mich, dass Esther so viel Angst hatte und durch diese Angst hindurch den todbringenden Gang zum König wagte, um ihr Volk zu retten.
Viel später habe ich erfahren, dass Edith Stein diese Frau nannte, um ihre grundsätzliche Zustimmung zum Gang in den Tod zu erklären. Noch später lernte ich Etty (Esther) Hillesum kennen. Sie war überzeugt, dass wir Gott helfen müssen und dadurch letzten Endes uns selbst helfen, ein Stück von Gott in uns selbst retten – und so in uns und in anderen das Leben lebendig erhalten. „Das Leben herauslesen aus den Menschen“, sagt sie einmal. Das bewegt mich als geistliche Begleiterin und Exerzitienleiterin und überhaupt.
Inzwischen bin ich durch viele Freuden, Krisen und Ängste gegangen.
Sie nicht nur für mich selbst zu tragen und zu leben, sondern mich wenigstens ab und zu für Verachtete, Diskriminierte und Gehasste gegen alle pöbelhafte und arrogante Rechthaberei einzusetzen – und das ganz unspektakulär, bedeutet doch der Name „die Verborgene“, das wünsche ich mir von mir. Das ist zwar etwas großspurig – aber ich wage es trotzdem zu sagen!
KOMMENTAR_
DENK_WÜRDIG
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
BRIEF_KASTEN