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„Du bist eine Niete!“, sagt eine/r. Man darf das wörtlich nehmen – und muss ob dieser Bezeichnung auch nicht beleidigt sein. Eine Niete muss nicht das Los sein, mit dem man nichts gewinnt, und auch nicht der Tollpatsch, mit dem nichts anzufangen ist.
Die Niete verbindet. Das ist ihre Aufgabe. Das ist auch die Eigenschaft, die sie mit Schraube, Nagel und Leim gemeinsam hat.
Diese nützlichen Dinge sieht man oft gar nicht. Die Produzent/innen vermeiden gewöhnlich, die schöne Optik eines Stücks von Schrauben oder gar Nägeln stören zu lassen. Ein unscheinbares, fast verstecktes Dasein führen diese kleinen raffinierten Gegenstände, aber ohne ihre Verbindungskraft würden die schönsten Gebilde bald zu Bruche gehen. Kenner/innen achten auf die Qualität der Verbindungen, sie lassen sich nicht vom äußeren Schein blenden. Bei Dingen, die halten sollen, kommt es sehr auf die innere Qualität an. Die Schraube, die schnell rostet, taugt nicht viel, die Niete, die zu locker sitzt, auch nicht.
Nicht bloß nach außen hin glänzen, sondern für inneren Zusammenhalt sorgen: Das wäre es, was Menschen an Fähigkeit bei sich selbst entdecken und entwickeln können. Die Haltbarkeit von vielem hängt daran: von Versprechen, vom Frieden, von Freundschaft, von Liebe.
„Du bist eine Niete“– das sollte mehr und mehr als Kompliment verstanden werden.
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