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Beim Ausgang des freireligiösen Friedhofs in Berlin findet sich folgender Spruch: „Schafft hier das Leben gut und schön – kein Jenseits ist, kein Aufersteh‘n!“ Der Spruch ist eindeutig als Absage an die christliche Auferstehungshoffnung gedacht, letztlich basiert er aber auf einem Missverständnis.
Denn wer im Christentum nur eine Vertröstung auf das Jenseits sieht, übersieht Wesentliches. „Das Reich Gottes ist mitten unter euch“, heißt es im Lukas-Evangelium (17,21). Ganz deutlich wird es im Johannes-Evangelium (11,25): Christus sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Die verheißene Auferstehung ist nicht allein ein Ereignis nach dem Tod. Sie ist schon hier und jetzt spürbar: im Verzeihen der Schuld, im Heilen der (seelischen) Verletzungen, im Verändern ungerechter Zustände, im Neubeginn nach einem Rückfall, im guten Wort und in der helfenden Hand. Jesus hat uns ein Leben vorgelebt, das die Auferstehung schon im Heute wirken lässt. Ihm nachzufolgen heißt, dem Nächsten „Auferstehung“ im Ansatz erlebbar zu machen. Das ist immer konkret und deshalb kein „Opium für das Volk“.
Den Widerspruch zwischen Diesseits und Jenseitshoffnung im eingangs zitierten Friedhofsspruch gibt es im Christentum gar nicht. Christlich gewendet könnte er lauten: „Schafft hier das Leben gut und schön – und Gott krönt es im Aufersteh‘n!“
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