KOMMENTAR_
Jenseits der Frage, was sich noch beweisen lässt, sollten diese Fälle Anlass sein, einen in der Kirche zu positiv besetzten Begriff zu hinterfragen: „Charisma“. Gemeint ist eine „Gnadengabe“, die es zum Beispiel ermöglicht, Menschen zu begeistern und an sich zu binden. Das ist aber wertneutral und es hängt davon ab, zu welcher Begeisterung diese „Gabe“ genutzt oder missbraucht wird. Charisma ist wie ein Messer: Man kann mit ihm Brot schneiden, das nährt, oder Menschen verletzen.
Der Soziologe Max Weber hat den Begriff der „charismatischen Herrschaft“ geprägt: Hier dient Charisma der Machtansammlung einer Führerfigur. Charisma in der Kirche darf aber nur dem Glauben dienen, nicht der Etablierung von menschlichen Führerfiguren, denen man dann wegen ihres Charismas Missbrauch nicht zutraut. Aus der Vergangenheit ist zu lernen, dass jedes Charisma Kontrolle braucht. Das betrifft die Kirchenführung, die Kontrollmechanismen ausbauen muss. Aber auch Eltern sollten sich ansehen, wofür und für wen sich ihre Kinder begeistern.
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