KOMMENTAR_
Wir bestellen den Kuchen im Café und sagen dazu, welcher es sein soll – oder die Schuhe aus dem Katalog. Modell, Farbe und Größe schreiben wir dazu.
Was wir brauchen, gibt es auf Bestellung – mit Rückgaberecht. Wir hätten auch das Leben manchmal gerne so, dass es wie auf Bestellung liefe: wunschgemäß eben.
Sich anzufreunden, gar einzulassen auf Umstände, die wir nicht selbst ausgesucht haben, fällt nicht leicht. Genauer betrachtet geht es dabei um entscheidende Belange: Ob jemand als Mädchen oder Bub auf die Welt gekommen ist, hat niemand selbst entschieden, auch nicht, ob das in einem wohlhabenden Land oder in einer Armutsregion geschehen ist.
Die Zeit seines Lebens hat sich niemand selbst aussuchen können – ob es eine Zeit mit Internet und Handys ist, oder ob eine Zeit war, in der es keine Maschinen gab, eine Friedenszeit oder eine Zeit mit Krieg, eine Zeit des Überflusses oder eine Zeit der Not.
Eigentlich arm ist, wer sich mit seinen Lebensumständen nur anfreunden kann, wenn sie wie auf Bestellung kommen. Wunschgemäß. Vermutlich werden jene besser damit zurechtkommen, die sie wie ein Geschenk anzunehmen wissen – und nicht wie Bestellware aus dem Katalog.
Mit einem Geschenk hat man eine andere Art Freude als mit der Lieferung von bestellter Ware, und zwar, weil es nicht aufgrund eigener Vorstellungen gekommen ist, sondern wegen der Zuneigung eines anderen Menschen. Ein Geschenk lässt sich nicht bestellen. Man bekommt es – wie das Leben.
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