BRIEF_KASTEN
Die Sonne ist schon hoch geklettert und man ärgert sich. Nicht über die Sonne, sondern über sich selbst, weil man keinen Sonnenschutz mitgenommen hat. Und über die Fische, die man im Wasser sehen kann: Sie beißen nicht.
Man sagt sich, dass man sich das heute zum letzten Mal antut. Stundenlang sitzt man schon da (mittlerweile im Schatten) und es tut sich nichts, obwohl man selber so manches tut: verschiedene Köder probieren, die Tiefe des Hakens justieren. Auch den Standplatz hat man schon gewechselt.
Manch eher undogmatischer Petrijünger wird vielleicht vorschlagen, wenn man den Erfolg so dringend braucht, an einem Ort zu fischen, wo man ganz sicher etwas fängt – etwa in einer Fischzucht, die das anbietet. Nur wäre das in etwa so, als würde man mit Dopingmittel die „Tour de France“ gewinnen. Das tut man nicht, man hat ja seinen Stolz.
Der Schatten ist inzwischen weitergewandert, wieder muss man den Campingstuhl ein Stück weiterrücken und wird so daran erinnert, dass die Zeit verstreicht. Mit der Sonne ist auch die Gelassenheit gestiegen. Die Bienen arbeiten in der Wiese auf der Uferböschung, hinter dem Rücken blökt irgendwo ein Schaf und eine sanfte Brise zieht über die Haut.
Irgendwann wird man die Angel zerlegen, einpacken und ohne Fisch ins Auto steigen. Wird man wiederkommen? Was sonst!
BRIEF_KASTEN
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>