Wort zum Sonntag
Die Frage treibt jeden Firmbegleiter und jede Firmbegleiterin um: Wie kann man die Jugendlichen dazu bringen, über ihren eigenen Glauben nachzudenken und sie zu einer bewussten Entscheidung für den Empfang des Sakraments der Firmung zu führen?
„Dabei ist mir der Gedanke gekommen, dass die Firmkandidaten am leichtesten über ihren eigenen Glauben nachdenken können, wenn sie mit anderen Gläubigen über deren Glauben sprechen“, sagt Stefan Manahl, in der Gemeinschaft der Firmbegleiter:innen im Almtal für die – heuer – 14 Firmlinge der Pfarren Viechtwang und Scharnstein verantwortlich: „Aus dieser Überlegung ist ein Buchprojekt für meine Firmvorbereitung entstanden.“
Die Jugendlichen haben sich unter der Anleitung Stefan Manahls, der von Beruf Unternehmensberater mit Schwerpunkt Innovationsentwicklung ist, Fragen überlegt, die sie anderen Personen über ihren Glauben stellen wollen. Der Fragenkatalog betraf den persönlichen Glaubensweg der Interviewpartner:innen, deren Beziehung zur Kirche, den gelebten Glaubensalltag und Fragen zu Jugend und Glaube. Auch eine Frage mit Augenzwinkern durfte nicht fehlen: „100 Millionen Euro oder das ewige Leben, wofür würdest du dich entscheiden?“
„Zunächst haben wir – quasi als Übung – ein gemeinsames Interview mit einem Gläubigen geführt, danach jeder Firmkandidat ein Interview mit jeweils einem eigenen Interviewpartner“, erläutert Manahl das konkrete Vorgehen.
Die Gesprächspartner:innen – allesamt mit bewusstem Bezug zu Glaube und Kirche – kamen aus verschiedenen Altersgruppen: fünf Personen waren unter 30 Jahre alt, weitere fünf Personen zwischen 30 und 60 Jahren und fünf Personen über 60. Anschließend wurden die Interviews transkribiert, als Buch gestaltet und veröffentlicht. Was sich so einfach liest, darf nicht übersehen lassen, wie viel Zeit und Arbeit in dem Projekt steckt.
Entstanden ist ein Buch, das nicht nur die Firmlinge, sondern auch die Pfarrangehörigen von Scharnstein und Viechtwang stolz machen kann. Denn nicht allzu oft wird in Pfarrgemeinden so ausführlich und offen über den Glauben geredet. Es kommen die Themen persönliches Gebet, Bibellesen und Gottesdienst ebenso zur Sprache wie die Frage, wie man reagiert, wenn man wegen seines Glaubens in Frage gestellt wird. Und in die Mitte des Lebens als Christ:in zielt die Frage, ob sich etwas im Alltag oder in den Beziehungen ändern würde, wenn man nicht gläubig wäre.
Die Interviews gehen in das Zentrum des Glaubens und das macht die 122 Seiten des Buches so spannend. Die Gespräche sparen auch die Kirchenstruktur nicht aus, geben ihr aber die richtige Gewichtung, da sie sie nicht ins Zentrum stellen. Stefan Manahl – er hat sich auch in der Firmvorbereitung als Innovationsentwickler betätigt – bilanziert das Projekt: „Eigentlich müsste ein Buch in Zeiten von Handy und Social Media für die Jugendlichen ziemlich ‚old school‘ sein, doch das Gegenteil war der Fall. Gemeinsam ein Buch herauszubringen, fanden sie ziemlich cool.“
Stefan Manahl (Herausgeber): Ich glaube.
Glaubenszeugnisse von Menschen wie du und ich,
Verlag BoD, 122 Seiten, € 11,– (im Buchhandel zu bestellen)
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