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Das Fastentuch zeigt Maria mit dem abgenommenen Leichnam Christi. Jesus liegt auf ihrem Schoß, Maria hat die rechte Hand in Brusthöhe, ihr Kopf ist geneigt, die Augen blicken nach oben. Ein Engel hält den Arm Jesu in seiner Hand. Im oberen Teil des Bildes sind schwebende Engel mit der Dornenkrone, Nägeln und dem Schild „INRI“ in ihren Händen dargestellt. Im Hintergrund ist eine verdunkelte Ölberglandschaft mit der Stadt Jerusalem zu sehen. Das Tuch misst 227 x 375 cm und hat eine Größe von 8,5 m2. Die Arbeit ist auf einer handgewebten, barocken, grundierten Leinwand als Ölmalerei ausgeführt. Das Tuch zeigt die Signatur „J. B. Masthueber pintix“. Die Datierung ist nicht mehr ganz erhalten, stammt aber vom selben Maler, der das Hochaltarbild im Jahr 1709 gemalt hat. Christiana Baumann, die sich sowohl um den Erhalt der hier in Hart befindlichen ältesten Orgel Oberösterreichs als auch um die Wiederbelebung der Tradition des Fastentuchs verdient gemacht hat, erzählt: „Lange Zeit hing das Bild im Bereich des hinteren Altarraums und war nur zu einem Drittel sichtbar.“ Erst durch den Hinweis des Kunsthistorikers Johann Apfelthaler, der die Wallfahrtskirche im Sommer 2010 besuchte, wurde deutlich, dass es sich hier um ein wertvolles Bild handelt.
Das Bild wurde 2011 von Andreas Hofinger aus Steinerkirchen restauriert. Mithilfe einer Spezial-Konstruktion von Wolfgang Auer aus St. Peter kann nun ein schonendes Umhängen des Fastentuchs erfolgen. Seit 2012 wird das Fastenbild wieder aufgezogen – mit tatkräftiger Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Hart. Außerhalb der Fastenzeit hängt das Bild an der Rückseite des Hochaltars und ist somit ganzjährig sichtbar. Am Aschermittwoch wird es vor dem Hochaltar hochgezogen und kann dort bis Ostern betrachtet werden.
Die Tradition der Fastentücher reicht ins Mittelalter zurück. Die Fastentücher erinnern auch an den jüdischen Tempelvorhang, der im Neuen Testament im Zusammenhang mit dem Kreuzestod Jesu mehrfach erwähnt wird. Die Darstellung von Passionsszenen sollte die Gläubigen an das Leiden Christi erinnern. Verschiedene Namen sind bekannt, so der lateinische Name „velum quadragesimale“ wegen seiner Verwendung während der „Quadragesima“, der 40-tägigen Fastenzeit. Gebräuchlich sind auch die Bezeichnungen Hungertuch, Passions- bzw. Fastenvelum oder Schmachtlappen aus dem Niederdeutschen.
Fastentücher verändern den Kirchenraum. Sie verhüllen und machen dadurch Neues sichtbar. „Altes“ kann neu entdeckt werden.
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