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Nicht zuletzt deshalb trat Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek am Freitag, 15. Mai zurück. Immerhin 180.000 Beschäftigte gibt es in der Kulturbranche, für viele ist die Zukunft ungewiss.
Was sagen Vertreter/innen der Branche in Oberösterreich zur Situation? – Hermann Schneider, Intendant des Linzer Musik- und Landestheaters, erklärt dazu: „Zunächst bedeutet die jüngste Verlautbarung, dass Bewegung in die Sache kommt; in Wien ist scheinbar angekommen, dass es neben Baumärkten und Gastronomie in Österreich auch Theater gibt ... und vor allem ein Publikum, das sich danach sehnt.“ Es sei bedauerlich, dass man selbst auf derlei „Verkündigungen“ warte, um dann überrascht zu werden, so Schneider: „Eine interne Kommunikation zwischen den Kulturinstitutionen und dem Ministerium findet nicht oder nur sehr sporadisch oder schleppend statt“, ist Schneider unzufrieden. Geändert haben sich jetzt die Zahlen für das anwesende Publikum, unklar sind die Rahmenbedingungen für alle, die auf der Bühne agieren. Aufgrund der nach wie vor geltenden Reisebeschränkungen können die zahlreichen Gastkünstler/innen nicht auftreten. Schneider dazu: „Diese Rahmenbedingungen werden gegebenenfalls auch gelockert, darüber sollen wir angeblich in einer Woche in Kenntnis gesetzt werden, wenige Tage also vor dem Stichtag für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs!“ – „Völlig realitätsfern und organisatorisch eigentlich unlösbar“ findet Schneider diese kurzfristigen Änderungen. Man bemühe sich jetzt trotzdem um ein corona-taugliches Programm und hoffe, dass es ab September wieder wie gewohnt Theater geben kann.
Die „OÖ. Stiftskonzerte“ – normalerweise ist Beginn Anfang Juni – finden heuer nicht in gewohnter Form statt, selbst die Planung der kommenden Saison für „Musica Sacra“ sei heuer schwierig, berichtet Isabel Biederleitner, Generalsekretärin beider Institutionen: „Wie die Lockerungen ab Juli es doch noch möglich machen, eventuell kleine Konzerte mit heimischen Künstler/innen zu veranstalten, wird natürlich überlegt, das können wir derzeit noch nicht abschätzen. Auch was die Auflagen betrifft, wie ein Saaleinlass mit 250 Zuschauer/innen möglich wird oder wie die Hygienevorschriften in den Stiften einzuhalten sind.“ Für „Musica Sacra“ sei es paradoxerweise noch schwieriger zu planen, berichtet Biederleitner. Normalerweise wäre jetzt die Planung abgeschlossen: „Heuer jedoch wissen wir weder, ob ein semiprofessioneller Chor in diesem Jahr nochmals singen und nebeneinander stehen darf, noch ob er gemeinsam mit einem Orchester auf doch eher kleinen Flächen in den Kirchen auftreten kann.“ Ob und wie lange die 1-Meter-Regel für das Publikum noch gelte, sei ebenfalls ungewiss. Auch die (kirchlichen) Bildungshäuser können erst ab Ende Mai klären, wie es mit Eigenveranstaltungen in den nächsten Wochen österreichweit weitergeht.
Landeshauptmann Thomas Stelzer hält in seiner Funktion als Landeskulturreferent zunächst fest: „Das Wichtigste ist: Viele Kultureinrichtungen können für die Menschen wieder da sein, ihnen – natürlich im vorgegebenen Rahmen – ein Programm bieten, für Inspiration sorgen, Horizonte erweitern, Wissen vermitteln. Leider geht es noch nicht in vollem Umfang, wie ich mir das eigentlich für Kultureinrichtungen wünsche.“ Was der Herbst bringe, könne zum jetzigen Zeitpunkt niemand sagen, so Stelzer: „Wir hoffen, dass es gelingt, in allen Einrichtungen wieder Betrieb aufnehmen zu können. Gerade die letzten Wochen und Monate haben ja gezeigt, was passiert, wenn Kunst und Kultur ihren Betrieb einstellen müssen: Das, was unser Land besonders prägt und einzigartig macht, fehlt. Daher werden wir uns tatkräftig dafür einsetzen, dass so eine Situation nicht mehr passiert“, erklärt LH Thomas Stelzer. Dass es Formen der Unterstützung für Kulturschaffende braucht, ist allen klar. Die Vorschläge dazu sind sehr unterschiedlich. Eine Petition „Kultur ist systemrelevant. Rettungsschirm für Kulturschaffende“ ist dazu gerade am Laufen.
Andrea Mayer wird am Mittwoch, 20. Mai zur neuen Kunst- und Kulturstaatssekretärin angelobt.
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