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Was war Ihre Motivation, dieses Konzert zu initiieren und zu gestalten?
Stephan Deinhammer: Ich will einen Beitrag wider das Vergessen leisten und auf der anderen Seite die Schönheit und die Grausamkeit der Musik Messiaens, die in Görlitz im Kriegsgefangenschaftslager entstanden ist, auch als transzendentales Ereignis transportieren, als Zeichen der Hoffnung, die ja im Schlusssatz des Werkes (Lobpreis der Unsterblichkeit Jesu), nach allen Verwirrungen in den Sätzen davor, deutlich erkennbar wird.
Für mich ist es ein Stern, der vieles verbindet und den alle ansehen können, der sich also nicht zwingend an das Christliche bindet, sondern vielleicht vielmehr an das Menschliche.
Wie kam es zur besonderen Programmauswahl?
Deinhammer: Als ich das Quatuor von Messiaen zum ersten Mal gehört habe, wollte ich es unbedingt spielen und habe daraufhin Leo gefragt, ob er es mit mir gemeinsam aufführen will. Nach einem Jahr haben wir mit Klara und Feline geredet, ob sie dabei sein wollen und dann sind noch einmal einige Monate vergangen, bis wir alles geplant hatten. Bis wir jetzt kurz vor der Aufführung stehen konnten, mussten wir noch einen passenden Aufführungstermin finden, den International Holocaust Memorial Day, und konnten uns sogar ein Treffen mit Dr. Thomas Daniel Schlee, einem Schüler Messiaens ausmachen.
Warum ist es Ihnen wichtig, dass Gedenken und Erinnern auch heute und besonders in der jungen Generation stattfinden?
Feline Gröpler: Ich habe oft das Gefühl, die Menschen verlassen sich darauf, dass die Geschehnisse dieser grausamen Zeit an die junge Generation weitergegeben werden. Wir müssen aktiv erinnern, um nicht zu vergessen. Je weiter die Zeit zurückliegt, desto schwieriger wird es, den Fokus von den Ereignissen, mit denen wir aktuell konfrontiert sind, auf die Vergangenheit zu legen. Das Gedenken muss einen Platz einnehmen können. Den Konzertsaal immer wieder zum Raum des Erinnerns und des Gedenkens zu machen, ist daher für mich unumgänglich.
Deinhammer: Erinnern ist für mich Respekt und ich würde gerne für mich respektvoll mit dem Thema Holocaust umgehen. Da wird es für mich auch nicht so relevant, ob man große Gedenkveranstaltungen macht oder kleine Konzerte spielt. Für mich ist es das Persönliche, wovon ich mich berühren lasse und was mich dann vielleicht, hoffe ich zumindest, zu einem respektvolleren Menschen der Gegenwart macht. Der Gedanke, Erinnerung in die Gegenwart zu holen, Sensibilität zu schaffen und dabei die Musik nicht als Hymne für Frieden und Gerechtigkeit zu instrumentalisieren, sondern vielleicht eher einen Raum durch die Musik zu schaffen, welcher persönliche Erfahrungen von Transzendenz und Erinnerung zulässt, beschäftigt mich.
Fr. 27. Jänner | 19:00 Uhr
St. Barbara Friedhof
Ein Ensemble des Adalbert Stifter Gymnasiums bringt das „Quartett für das Ende der Zeit“ von Oliver Messiaen zur Aufführung; mit Leonhard Gaigg, Klara Brunnhofer, Feline Gröpler, Stephan Deinhammer.
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