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In seinen filmischen Werken setzt sich Andreas Gruber oft kritisch mit geschichtlichen Ereignissen und der Gesellschaft auseinander. Seine Heimat bzw. Heimat im weiteren Sinn spielt dabei nicht selten eine Rolle. Im filmischen Bereich sei der Begriff ein bisschen „verdorben“ gewesen, sagt Gruber, weshalb seine Idee schon immer gewesen sei, „sich mit seinen Örtlichkeiten auf andere Art und Weise auseinanderzusetzen.“ Er habe stets nach der Art von Geschichten gesucht, die aus irgendwelchen Gründen nicht erzählt wurden: „Weil es tabu war, politisch heikel, weil man sich damit nicht auseinandersetzen wollte.“
Dazu gehört etwa auch die „Mühlviertler Hasenjagd“ – heute als Mühlviertler Menschenhatz bezeichnet. „Mich hat interessiert, was da konkret passiert ist. Es sind Geschichten, von denen man sich fragt, warum das niemand weiß“, sagt Gruber, dessen Vater erster Direktor des Bildungshauses Schloss Puchberg war.
Vor allem mit dem Film „Hasenjagd“ wurde der Welser Regisseur einer breiteren Bevölkerung bekannt. Dieses historische Ereignis jährt sich 2025 zum 80. Mal. Damals, im Februar 1945, brechen 500 Kriegsgefangene aus dem KZ Mauthausen aus. 150 davon gelingt zunächst die Flucht über die stacheldrahtbewehrten Mauern, die anderen werden erschossen. Noch in derselben Nacht fordert die SS die Bevölkerung auf, die Entflohenen „wie Hasen zu jagen“.
Der Film sei im Brechtschen Sinn ein Lehrstück, sagt Andreas Gruber: „Auf der einen Seite gibt es Menschen, die die Lizenz zum Töten haben und wehrlose Menschen umbringen.“ Dem als Kontrapunkt entgegengesetzt sind jene paar Menschen mit „ungeheurem Mut und mit einer Klarheit in der Haltung“, die den KZ-Häftlingen halfen, indem sie sie versteckten, ihnen Essen und Kleidung gaben. „Was mich noch mehr fasziniert und ehrfürchtig macht, ist, dass es tausende Abhandlungen gibt darüber, wieso Menschen grausam handeln. Aber wie erklärt man, dass jemand nicht lange überlegt, wenn ein KZ-Häftling vor der Tür steht, sondern sagt: ‚Komm herein‘?“, fragt Gruber. Geschichten wie diese auch filmisch aufzugreifen sei wichtig, da sie uns in politischen und gesellschaftlichen Spielformen immer wieder begegnen würden. Sie dienten als Warnung.
Mit einem Thema ganz anderer Art beschäftigt sich einer von Andreas Grubers frühen Filmen: „Ab morgen wird sich alles ändern“. Darin langweilt sich eine Gruppe Jugendlicher im sommerlichen Wels der 80er-Jahre. Darin stecken auch viele Anknüpfungspunkte für die heutige Generation: „In der Dramaturgie gibt es den Begriff des universell verständlichen Erzählens. Hier ist es das Erwachsenwerden, der Versuch, sich in der Welt zurechtzufinden, und der Wunsch, das Leben zu genießen.“ Das seien Momente, die generationenübergreifend funktionieren und wo sich die Menschen wiederfinden können.
Andreas Gruber lehrte auch als Professor an der Hochschule für Fernsehen und Film München. In seiner 20-jährigen Begleitung junger angehender Filmemacher:innen erkannte er zwei wesentliche Dinge: „Das Handwerkliche des Films ist gut erlernbar, es ist, als würde man jemandem eine Fremdsprache beibringen. Das zweite ist die Frage, warum ich Filme machen will. Da sind wir beim Geschichtenerzählen, der gesellschaftlichen Notwendigkeit des Narrativs. Sowohl für den Erzähler und die Erzählerin als auch das Publikum enthält dies wichtige Schlüsselfunktionen.“ Es geht darum, so zu erzählen, dass etwas sinnstiftend wird, auch im Gegensatz zur Realität, die oft bruchstückhaft sei und keinen Sinn ergebe. „Dramaturgie ist eine Art von Sinnstiftung. Am Ende steht etwas, was uns die Bedeutung erklärt.“
Der österreichische Film war in den letzten 30 Jahren, so klein er vom finanziellen Volumen her war, eine große Erfolgsgeschichte, sagt Gruber: „Was ich mir wünsche, ist, dass es in den Erzählungen eine große Diversität gibt. Mainstreamfilme oder Komödien darf es im österreichischen Kino auch geben, aber auch Arthouse, sozialrealistische Filme, essayistische Arbeiten – es soll eine ganz große Breite in den Formen geben.“
4.12. Die Schuld der Liebe
11.12. Drinnen und draußen
18.12. Erste Wahrnehmung
8.1. Welcome Home
15.1. Die Heimatkunde des Realitätenhändlers
Programmkino Wels, alle Termine: programmkinowels.at/specials/andreas-gruber
Zum 80. Jahrestag der Menschenhatz zeigen einige Kinos in OÖ eine restaurierte und neu digitalisierte Fassung des Films:
1.2. Programmkino Wels, Bad Leonfelden, Kinotreff Leone, Stadtkino Grein
2.2. Lichtspiele Katsdorf, Kino Freistadt
3.2. Citykino Steyr
4.2. Moviemento Linz
5.2. Lichtspiele Lenzing
6.2. Kinola, Lambach
Bei den meisten Terminen wird Regisseur Andreas Gruber auch anwesend sein.
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