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Lehrer, Chorleiter, Organist: Das waren die Berufe, die in Harrers Familie ausgeübt wurden. Das erinnert an den großen Musiker und Komponisten Anton Bruckner, der unweit in Ansfelden geboren wurde und später auch nach Wien ging.
Aber zurück zu Uwe Christian Harrer: Der Leondinger erblickte im Jahr 1944 in Andorf das Licht der Welt. Musik war im Elternhaus allgegenwärtig. „Was ich an musikalischen Kenntnissen bei meinem Vater in Leonding erlernte, konnte ich in Wien vielfach verwerten. Mit dem erlernten ‚Handwerk‘ und zahlreichen Ideen aus der Wiege der europäischen Musik war es mir möglich, meine Heimatstadt wiederum künstlerisch 60 Jahre lang daran teilhaben zu lassen“, erzählt der pensionierte Chorleiter der Wiener Sängerknaben, der 1984 künstlerischer Leiter der Wiener Hofmusikkapelle und im Jahr 2000 Professor an der Musikuniversität in Wien wurde.
Einer seiner Lehrer war Hans Gillesberger, der ihn 1968 auch zu den Wiener Sängerknaben holte. Schon in jungen Jahren übernahm Uwe Christian Harrer nach dem frühen Tod des Vaters Alois den Männerchor „Liedertafel Leonding“ und den Kirchenchor der Pfarre St. Michael. Später wurde aus der Liedertafel die Chorgemeinschaft Leonding (1972), zu der sich das Leondinger Symphonieorchester gesellte. Zahlreiche Auftritte im In- und Ausland folgten – bis heute. Nun wird ein Jubiläum gefeiert: Auf 60 Jahre Kirchenkonzerte blickt man heuer in Leonding-St. Michael zurück. Damit ist man älter als die Stadt Leonding, die ihr 50-Jahr-Jubiläum feiert.
Den Drang, auf der Bühne zu stehen, hatte er schon in der Volksschulzeit, erzählt Harrer und lacht. „Der erste größere Auftritt war bei der Primiz meines Bruders Gerold im Jahr 1966“, erinnert er sich und zeigt ein Foto, das ihn dirigierend mit großer Ernsthaftigkeit zeigt. Davor stand im Jahr 1965 die erste „Musikalische Weihestunde“ – so der damalige Wortlaut – auf dem Programm. Seither hat Harrer regelmäßig Kirchenkonzerte gestaltet und die großen Werke der Oratorien-Literatur und der Kirchenmusik aufgeführt.
Gemeinsam mit den jährlichen Silvesterkonzerten, zwei konzertanten Opernaufführungen („Die Zauberflöte“, „Der Freischütz“) und den CD-Aufnahmen brachte das der Chorgemeinschaft und dem Orchester große Bekanntheit im In- und Ausland. Mit der Betreuung eines Jugendchores sorgte der Stimmpädagoge Harrer für chorischen Nachwuchs. „Dank der Bundesbahn“ hat er seine wöchentlichen Chorproben in Leonding abgehalten, tags darauf ging es zurück nach Wien. „Am Sonntag habe ich schon wieder die Hofmusikkapelle dirigiert“, erzählt er.
Im Jahre 2019 legte Harrer die Leitung der Chorgemeinschaft in jüngere Hände und gründete die Chorvereinigung „Cantus Michaelis“. Als fester Bestandteil des Leondinger Kulturlebens pflegt dieses Ensemble vor allem den wertvollen Schatz der Kirchenmusik. „Musik erhöht die Liturgie. Es kann künstlerisch nicht wertvoll genug sein“, ist seine Sicht. Warum er sich seit Jahrzehnten engagiert, erklärt er so: „Aus Liebe zu meiner Heimat, zum pfarrlichen Leben und zu meiner Familie.“ Dass es nicht so leicht ist, Interesse für dieses Ehrenamt zu wecken, ist ihm bewusst. „Der Sonntag ist ein freier Tag. Wer tut das noch? – Ich mache es noch, so lange ich kann, auch weil ich dankbar bin für alle Möglichkeiten, die ich in Leonding und in Wien hatte“, fasst Harrer seine Beweggründe zusammen.
Zum Jubiläumskonzert am 9. November steht die „Hofkapellmeister-Messe“ von Antonio Salieri auf dem Programm. Seinen berühmtesten „Vorgänger“ möchte Harrer mit diesem Konzert zum 200. Todestag ehren. Weiteres wird erklingen: Mozarts Violinkonzert in D-Dur und die Ouvertüre „Rosamunde“ von Schubert. Im Sinne der Jugendförderung wird die unter anderem auch an der Landesmusikschule Leonding in Violine ausgebildete Ida Gillesberger als Solistin auftreten. Sie ist die Urenkelin von Hans Gillesberger, Harrers Lehrer und Vorgänger als künstlerischer Leiter der Wiener Hofmusikkapelle. Verbundenheit bleibt – über Generationen.
Konzert: So., 9. November, 17:00 Uhr, Pfarrkirche Leonding-Doppl

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