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Der Fall, in den Pfarrhaushälterin Hemma Gruber, genannt Hemma Thom, in ihrem dritten Abenteuer gerät, beginnt als brutale Entführungsgeschichte in einer reichen Winzerfamilie. Fräulein Hemma, die nebenbei den Haushalt ihres Bruders, des Pfarrers, die Ministrantenschar, den Kirchenchor und neuerdings auch noch die neue Damenfußballmannschaft managen muss, gerät dabei in eine persönlich belastende Zwickmühle. Aber gewitzt, mit der Hilfe der Gottesmutter und natürlich ihrer eigenen unstillbaren Neugierde kommt sie schließlich auf eine Idee, auf die zumindest die Polizei nicht gekommen wäre.
Der Kriminalroman, den der aus Kollerschlag stammende Werner Baumüller im niederösterreichischen Weinland ansiedelt, menschelt von der ersten Seite weg: Die Figuren sind „normale“ Menschen, auch „Heldin“ Hemma hat ihre ausgeprägten Schwächen. Mit dem religiösen Hintergrund der Pfarrhaushälterin und des Pfarrers geht der Autor vertraut, aber auch gewagt, ja frech, um: Da ist etwa Fräulein Hemmas Zweifel an der Schlüssigkeit des Weinwunders bei der Hochzeit zu Kanaan oder die Vermutung, was die vielen Marienbilder über Ehebetten zu sehen bekommen. Auch die Nebengeschichten sind mitunter anzüglich-deftige Geschichten. Wer sich daran nicht stört (solcherlei hört man auch an manchen Stammtischen) findet einen zwar nicht auf Hochglanz polierten, aber unterhaltsamen Kriminalroman vor. Heinz Niederleitner
Werner Baumüller: Veltliner Schädel. Hemma Thoms dritter Fall. Verlag Federfrei, Marchtrenk 2020, 261 Seiten, ISBN 978-3-99074-088-0, € 12,90.
Alois Kothgasser, Bischof von Innsbruck (1997–2002) und Erzbischof von Salzburg (2003–2014), galt als sehr zurückhaltender Oberhirte im Land. Darum verwundert es, dass er nun mit einer Autobiografie an die Öffentlichkeit tritt. Aber wenn man darin zu lesen beginnt, wird man von der Klarheit, mit der er seine Überzeugungen darlegt, in Bann gezogen. „Orientierung an Christus, der Mitte, und in der Mitte nach vorn“, so beschreibt er die Grundausrichtung seines Dienstes. Er wollte „nicht nur wirken, sondern für das Land und die Leute auch etwas bewirken“. Im Blick auf das Bewirken in Tirol greift Kothgasser die Aufarbeitung der Vertreibungsgeschichte der Osttiroler Protestanten heraus und Salzburg betreffend weist er auf seinen Einsatz für ein Klima des Vertrauens in der Erzdiözese hin, das unter seinem Vorgänger Erzbischof Georg Eder erheblich gestört war. Josef Wallner
Alois Kothgasser: Mein Leben in Stationen. In Zusammenarbeit mit Martin Kolozs, Tyrolia Verlag, Innsbruck 2020, 151 Seiten, ISBN 978-3-7022-3837-7, € 19,95.
Die Beziehungen zwischen Christentum und Islam werden zumeist unter der Perspektive der Schwierigkeiten abgehandelt, da ist auch einmal eine Umkehrung des Blicks angebracht. Petrus Bsteh und Brigitte Proksch als Herausgeber/innen präsentieren ein Reihe von Pionieren dieses Dialogs: angefangen von Franz von Assisi über Alois Musil, Fetullah Gülen bis zu den Trappisten-Martyrern von Algerien, insgesamt 22, ausschließlich Männer-Biografien, von denen manche auch in der Zeitschrift „Religionen unterwegs“ erschienen sind. Wenn auch die eine oder andere Lebensbeschreibung kritischer hätte ausfallen können, öffnet der Sammelband beeindruckende Horizonte. Josef Wallner
Petrus Bsteh, Brigitte Proksch (Hg.): Wegbereiter des interreligiösen Dialogs. Band III: Suche nach Verständigung: Christentum-Islam, Verlag Lit, Wien 2020, 299 Seiten, ISBN 978-3-643-50973-4, € 29,90.
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