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Der Dirigent illustrierte durch persönliche Erzählungen die außergewöhnliche Wirksamkeit Balduin Sulzers als unorthodoxer Lehrer, Chorleiter und Komponist. Talente entdecken und fördern – dafür war P. Balduin Sulzer, der Gründer und langjährige Leiter des Linzer Musikgymnasiums bekannt, geliebt und manchmal auch gefürchtet.
„Als er den Raum betrat, ist für mich ein Licht aufgegangen“, erzählte Franz Welser-Möst im Gespräch mit Sulzer-Biograf Norbert Trawöger und Michael Wruss, dem jetzigen Leiter des Musikgymnasiums. „Er hat das Ausmaß einer Begabung schnell erkannt und die nötigen Gleise gelegt. Fahren musste man dann schon selber“, meinte der Weltklassedirigent im Rückblick. Nach der ersten Begegnung mit „Balduin“ war für ihn klar: „Musik ist das, was ich machen will.“ Wie Franz Welser-Möst prägte der Musiker und Ordensmann eine ganze Musikergeneration – bis zum heutigen Tag: „Balduin war komplex und unorthodox – als Mensch und Musiker“, erinnert sich der heutige Chefdirigent des Cleveland Orchestra. „Die Fesseln des Schulsystems waren nicht sehr lustig für ihn. Er hat viel kämpfen müssen“, weiß Welser-Möst. Fast wäre Sulzer seines Amtes enthoben worden. „Damals waren wir dauernd unterwegs. Es gibt keine Kirche, die wir nicht bespielt haben“, erinnert sich Welser-Möst. Hinausgehen, den Elfenbeinturm verlassen, die Grenzen des Üblichen erweitern, den nächsten Schritt ins Unbekannte wagen, das war „Balduins“ Programm. In diesem Sinn rief Balduin Sulzer seine Schüler/innen auch zur Unangepasstheit auf und forderte sie heraus, sich ja nicht davon abhalten zu lassen, sich selbst auf der Spur zu sein und alles dafür zu tun, den eigenen Weg zu gehen. „Balduin Sulzer hat unsere Zuneigung bekommen, weil er uns – so wie wir waren – ernst genommen hat“, sagte Franz Welser-Möst und zeigte sich dankbar für „die glückliche Fügung“, diesen Menschen kennengelernt zu haben.
Bild: Die Jugend fordern und fördern. Balduin Sulzers Porträt gab dem Abend im Linzer Musiktheater die Richtung vor. Sulzers Humor war legendär: „Humor ist ein Zeichen von Weisheit. Bei Balduin war er mit Tiefgang verbunden“, sagte Franz Welser-Möst im Gespräch.
Gedenkstunde für Sulzer
Der Mozartchor unter Stefan Kaltenböck, ein Kammermusik- und ein Blechbläserensemble des Musikgymnasiums, der Tenor Matthäus Schmidlechner, der Cellist Bertin Christelbauer und die Pianistin Jinie Ka führten im Musiktheater gekonnt in die Klangwelten von P. Balduin Sulzer ein.
Tipp: „Wilheringer Notenköpfe“, 17. bis 19. April 2020, Konzertreihe im Stift Wilhering
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