Prostitution hat viele Gesichter. Manche Frauen setzen sich dafür ein, dass Prostitution gesellschaftlich anerkannt wird und dass die Rahmenbedingungen erträglicher werden. Andere sehen in der Prostitution die einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Doch viele Frauen und Mädchen werden gezwungen, ihren Körper anzubieten. „Sie erleiden Verletzungen an Körper und Seele“, sagt die Salvatorianerin Maria Schlackl. Die Linzer Ordensfrau setzt sich seit Jahren dafür ein, dass der Menschenhandel zum Zweck der Prostitution öffentlich mehr wahrgenommen wird. Denn dass diese Form des Menschenhandels überhaupt stattfindet, hat mit der schwierigen Lebenssituation unter anderem in osteuropäischen Ländern zu tun – und mit der Nachfrage durch österreichische Männer.
Viele Frauen aus Armutsregionen – verlässliche Zahlen gibt es dazu nicht – werden unter falschen Versprechungen nach Österreich gelockt. Kindheits- und Jugenderfahrungen führten dazu, dass manche Frauen und Mädchen glauben, sie wären weniger wert als Männer, sagt Schwester Maria Schlackl. Der Verein Solwodi, den die Salvatorianerinnen mitgegründet haben, will deshalb zum Beispiel in Rumänien über Frauenrechte aufklären. Aufklären will Schwester Maria Schlackl auch in Oberösterreich, und zwar schon junge Menschen. Veranstaltungen für Schulen rund um den „Tag des Menschenhandels“ am 18. Oktober sollen zu Gesprächen über Frauen- und Männerbilder anregen und darüber, wie die Würde jedes Menschen gewahrt werden kann. Zum Thema Prostitution im Allgemeinen will sich Schwester Maria Schlackl nicht äußern. Das überlasse sie Berufeneren wie der deutschen Aktivistin Huschke Mau. Die ehemalige Prostituierte und jetzige Doktorandin wird am Tag des Menschenhandels in Linz sprechen: über ihre langjährigen, mitunter gewaltvollen Erfahrungen. Sie engagiert sich für die Einführung des sogenannten Nordischen Modells in Deutschland. Es verbietet Frauen – und Männern – nicht, sich zu prostituieren, aber es verbietet Kunden, sexuelle Handlungen gegen Bezahlung in Anspruch zu nehmen. Das Modell ist umstritten. Doch Huschke Mau will sich nicht damit abfinden, dass Prostitution als etwas Selbstverständliches gesehen wird. „Sie ist aus der Sklaverei entstanden und hat nie zur Selbstermächtigung von Frauen beigetragen“, sagt die Aktivistin. Das Frauenbild, das über Prostitution vermittelt werde, wirke sich auf alle Frauen in der Gesellschaft aus. Das Thema immer wieder an die Öffentlichkeit zu bringen, ist heikel. Vor allem für eine Ordensfrau wie Maria Schlackl. Sie tut es wegen der Menschen, die auf sie zählen.
Aktionstag am 18. Oktober 2019 in Linz: Schutzlos - wehrlos - versklavt
Die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel in OÖ“ veranstaltet am Freitag, 18. Oktober Aktionen auf der Landstraße in Linz (zwischen Taubenmarkt und Martin-Luther-Kirche), darunter eine Lesung, Besinnung in der Ursulinenkirche und um 17.30 Uhr Huschke Maus Vortrag in der Martin-Luther-Kirche.
Foto: Schwester Maria Schlackl und Arne Beeker, Dramaturg von „Sister Act“. Das Musical handelt von einer Sängerin, die sich in einem Frauenkloster versteckt, und wird zurzeit im Linzer Musiktheater aufgeführt. Im Rahmen der Aufführungen wird auch über den Verein Solwodi informiert, mit dem Ordensfrauen Frauen in Not bzw. in der Prostitution helfen.
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