Seit 2015 gibt es auf dem Kasernengelände in Hörsching Container für Geflüchtete. Derzeit leben 23 Männer unterschiedlichen Alters dort, geflüchtet aus Ländern wie Afghanistan, Syrien, der Türkei oder Tschetschenien.
Genau für diese wollte sich Magdalena Sturm, Mitglied der Grünen Hörsching, engagieren. Im Austausch mit Andrea Mayrwöger entstand die Idee, Deutschkurse anzubieten. Mayrwöger ist Leiterin von „zusammenhelfen in OÖ“, einem Projekt zur Unterstützung von freiwillig Engagierten, das vom Verein dieziwi getragen wird.
„Wir haben uns einfach zusammengesetzt und überlegt, wer Zeit hat und das machen könnte. Es bildete sich ein Team von sieben Personen, die jeden Freitag um 15 Uhr mit den Geflüchteten Deutsch lernen“, sagt Sturm.
Unterrichtet wird im derzeit leerstehenden Gemeindezentrum. Hier findet sich die „Klasse“ wöchentlich zusammen. Die Freiwilligen sind eine bunt gemischte Gruppe, bestehend unter anderem aus einer Kindergartenpädagogin, einer Lehrerin und einem Künstler, Magdalena Sturm selbst ist Technikerin.
Dolmetscher:in gibt es keine:n: „Wir haben noch von 2015 Lehrmaterialien bekommen, das teilweise übersetzt ist. Manche Flüchtlinge können auch etwas Englisch. Bis jetzt haben wir es immer geschafft, uns mit Englisch, Handzeichen oder dem Handy-Übersetzer zu verständigen“, erzählt Sturm.
Bei jenen, die noch nie unterrichtet hatten, sei die Nervosität groß gewesen: „Nach dem ersten Mal war ich total erleichtert, es war sogar sehr lustig, weil wir zum Beispiel die Namen der Männer nicht aussprechen konnten.“ Der Austausch sei somit auf jeden Fall für beide Seiten bereichernd.
Einige der Geflüchteten erzählen gerne ihre Geschichte, andere nicht. Manche erzählen von ihren Familien, die sich noch im Heimatland befinden. Viele haben Kinder zu Hause, manche haben Väter oder Onkel, die im Gefängnis sitzen. Andere wiederum haben ihre ganze Familie beim Erdbeben in der Türkei verloren. Trotz der oftmals traumatischen Erlebnisse würden sich viele im Camp wohlfühlen.
Magdalena Sturm selbst hat dieses auch schon besucht, um sich ein Bild davon zu machen, wie die Männer leben. „Vor dem Besuch war ich nervös, weil ich nicht wusste was auf mich zukommt. Doch dann war ich erleichtert zu sehen, mit welch persönlichem Einsatz sich der Campleiter Michael Flörl von der BBU (Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleitungen) und seine Mitarbeiter:innen um die Flüchtlinge kümmern.“
Wichtiger noch als das Deutsch lernen an sich erscheint Magdalena Sturm, den Geflüchteten das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. „Sie sind immer gut drauf, wenn sie zum Kurs kommen und freuen sich, wenn man sich mit ihnen unterhält.“
Am liebsten hätten die Männer jeden Tag Deutschkurs, doch das können die Freiwilligen nicht stemmen. Deshalb sei auch bei Universitäten angefragt worden, ob sich die Geflüchteten in die dortigen Deutschkurse setzen dürften, allerdings sei das an bürokratischen Hürden gescheitert. Es müsse deshalb ein größeres Angebot an institutionellen Deutschkursen geben, die vor allem in ländlichen Regionen oft fehlen würden.
„Wünschenswert wären auch Vergünstigungen für öffentliche Verkehrsmittel für Flüchtlinge, sodass sie zum Beispiel nach Linz oder nach Traun fahren können für Kurse oder zum Einkaufen.“
Auch aufgrund des mangelnden Angebots seien Freiwillige für die Vermittlung der deutschen Sprache unersetzbar, sagt Andrea Mayrwöger: „Freiwillig Engagierte verändern unser Zusammenleben nachhaltig positiv, indem sie geflüchteten Menschen wertvolle Zeit schenken.“
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