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Alles dreht sich wieder um „Gott Fußball“. Ein erlösender Torschuss; der heilige Rasen, auf dem Fußballgötter spielen; das Pilgern der Fans zum Wallfahrtsort Stadion; das Anstimmen der „Allerheiligen-Litanei“, wenn der Sprecher im Stadion die Vornamen der Spieler ruft und alle Fans die Nachnamen – „es gibt viele Rituale im Fußball, die an Religiöses gemahnen“, sagt Leopold Neuhold. Rituale seien eine Möglichkeit der „Begehbarmachung des Unbegehbaren“. Wichtig sei, dass bei der Sakralisierung des Fußballs „eine gewisse Ironie besteht und man nicht alles so ernst nimmt.“
Religiöse Botschaften. Für den Theologen darf Fußball allerdings nicht zur Ersatzeligion werden. Das Religionsverbot des Weltfußballverbandes FIFA für Spieler auf dem Feld – sie trugen oft religiöse Botschaften unter den Trikots, die sie nach einem Tor zeigten – sieht Leopold Neuhold ambivalent. „Auf der einen Seite ist es gut, da Fußball mit Religion direkt nichts zu tun hat; auf der anderen Seite ist es problematisch, wenn man im Namen des Gottes Fußball andere Götter, andere Religionen ausschalten will.“ Überhaupt kein Problem ist für den Theologen, wenn ein Fußballer sich als religiös bekennt. „Er darf aber die Religion nicht für den Fußball funktionalisieren.“
Skandale um Korruption der FIFA u. a. bei der Vergabe der Fußball-WM zeigen, dass es zum Teil einen starken Zusammenhang zwischen Sport und Wirtschaft gibt. „Wenn im Sport Wirtschaft an erster Stelle steht und z. B. Ablösesummen von Spielern in Millionenhöhe fließen, ist das sehr bedenklich“, sagt der Ethiker. Die Schönheit und die Freude des Fußballs leide zudem, wenn Sport nur noch als harte Arbeit gesehen werde und nicht auch als befreiendes Spiel, meint der Theologe. „Wir müssen heute alles messen. Wie viel ist der Spieler gelaufen, wie viele Pässe hat er gegeben. Man versucht dadurch alles festzuhalten. Doch Fußball ist meines Erachtens Kunst ohne bleibendes Kunstwerk.“
Natürlich geht es im Fußball um Konkurrenz und um Kampf. Doch der Kampf müsse laut Leopold Neuhold in eine Richtung geleitet werden, wo die Konkurrenz nicht zerstörerisch sei, sondern aufbauend für die Leistung aller. „So gesehen ist Sport irrelevanter Krieg.“ Dazu braucht es Regeln, Fairness, Gerechtigkeit und einen Schiedsrichter, der als Garant dafür gilt, dass Regeln eingehalten werden. Durch den Videobeweis, der heuer erstmals bei einer WM kommt, wird zunehmend auch seine Entscheidung angezweifelt. Hier komme für den Ethiker die Frage der absoluten Gerechtigkeit ins Spiel, die es seiner Meinung nach nicht gibt. „Diese Nicht-Erreichbarkeit der Gerechtigkeit führt dazu, dass man laufend über den Fußball redet und nach Jahren noch über Spiel-Situationen diskutiert. Das ist etwas sehr Schönes.“
Fußball fasziniert. „Er soll dazu beitragen, dass der Mensch in den verschiedensten Funktionen – als Zuschauer oder als Spieler – mehr Mensch werden kann und nicht, dass der Mensch dem Verein und dem Fußball dient.“ Im Bezug auf die Kirche stellt sich die Frage, wie dieses Faszinierende zur Geltung gebracht werden kann. Wesentlich sei auch hier laut Leopold Neuhold, dass es die Leute betreffen, faszinieren, es mit ihnen etwas machen müsse und es nicht nur als Pflicht und Arbeit verstanden werde. „Der Sonntag soll den Menschen dienlich gemacht werden, dass er Freude erlebt.“
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