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Der Oberösterreicher Ferdinand Sammern-Frankenegg war einer der schlimmsten NS-Kriegsverbrecher der Geschichte. Von einem Gefallenendenkmal auf dem Friedhof soll er nach vielen Jahren nun endgültig verschwinden. Überklebt ist sein Name bereits.
Nachdem Ferdinand Sammern-Frankenegg ab 1929 in Peuerbach als Anwalt tätig war, machte er bald Karriere bei den Nazis. Er war Mitglied der SS, die später die schlimmsten Gräueltaten verüben sollte.
Der aus altem Tiroler Adel stammende Sammern-Frankenegg war im Warschauer Ghetto als Polizeiführer für die Deportation der jüdischen Bevölkerung zuständig. Er befahl den Mord an Zehntausenden Menschen. Denn vom Ghetto aus wurden 350.000 Bewohnerinnen und Bewohner in Vernichtungslager geschickt.
Während Jürgen Stroop, sein Nachfolger im Kommando über das Warschauer Ghetto, in Polen zum Tod verurteilt wurde, kamen Sammern-Frankeneggs Verbrechen nie vor Gericht. Was daran lag, dass er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einer bewaffneten Auseinandersetzung mit Partisanen starb.
So landete sein Name in der Nachkriegszeit wohl ohne nähere Nachforschungen auf der Liste von mehr als 300 Weltkriegsgefallenen auf dem Friedhof Peuerbach. Auch heute noch findet sich sein Name auf der Gedenktafel, über der geschrieben steht: „Den Gefallenen zur Ehr, den Lebenden zur Mahnung“.
Allerdings ist seit zwei Jahren der Schriftzug Sammern-Frankeneggs überklebt, was die Folge der Recherchen eines Studenten war. Erst diese hatten eine reichlich späte Debatte über den Kriegsverbrecher ausgelöst.
Der damalige Bürgermeister von Peuerbach setzte in der Folge eine Arbeitsgruppe ein, der auch der Theologe Wilhelm Achleitner angehört.
Spricht man heute mit Achleitner, kann er die Enttäuschung und den Ärger nicht verbergen, dass in den zwei Jahren noch immer nichts Greifbares geschehen ist in in der Causa Sammern-Frankenegg. „Offenbar gibt es eine große Scheu, die eigene Geschichte aufzuarbeiten und genau hinzuschauen“, sagt Achleitner, der konkrete Ideen zur Geschichtsaufarbeitung vorbringt.
Er könnte sich etwa vorstellen, dass eine Ausstellung zur NS-Zeit in Peuerbach und zur Rolle Sammern-Frankeneggs ein sinnvoller Weg wäre. Was die Neugestaltung des Denkmals betrifft, regt die Arbeitsgruppe zudem eine vorangehende Überprüfung aller Namen auf der Gedenktafel an.
In den letzten Tagen deutete sich zumindest an, dass etwas Bewegung in die Sache kommen könnte. In Absprache mit Bürgermeister Roland Schauer hat sich vor allem Peuerbachs Pfarrer Hans Padinger des Themas angenommen.
„Die alte Gedenktafel muss weg und zerstört werden und durch eine neue ohne den Namen Sammern-Frankenegg ersetzt werden“, sagt er im Gespräch mit der Kirchenzeitung. Die neue Tafel müsse eine reine Namenstafel bleiben, allerdings solle davor eine Zusatztafel mit QR-Code aufgestellt werden, kündigt Padinger an.
Dadurch könne man historische Informationen zum Grund der Namensentfernung, zu den Hintergründen der NS-Zeit und zu den Euthanasieopfern in Peuerbach abrufbar machen. Eine Überprüfung aller Namen der Gefallenen auf der Gedenktafel kommt für den Pfarrer jedoch nicht infrage, da dieser Generalverdacht nicht angebracht sei.
Mitte Jänner soll eine neue Arbeitsgruppe, der auch Padinger angehört, konkrete Schritte in der Gedenkarbeit beschließen. Dabei kann sie auf den bereits fertigen Bericht der aus Peuerbach stammenden Pädagogin und Historikerin Elisabeth Schmidauer über Ferdinand Sammern-Frankenegg zurückgreifen. Auf einen konkreten Umsetzungszeitraum will sich der Bürgermeister bislang noch nicht festlegen.
Auch den Start der communale in Peuerbach (ein großes Kulturformat des Landes) im Frühsommer will er auf Nachfrage der Kirchenzeitung nicht als zeitliches Ziel nennen. Hier verweist Schauer auf das Land Oberösterreich, das auch für die Programmgestaltung der communale zuständig ist. Das vorrangige Thema dabei ist tatsächlich leichtere Kost als die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialiamus: „Kosmos – Neue Welten“ und die Geschichte von Georg von Peuerbach, dem Astronomen und berühmtesten Sohn der Kleinstadt im Hausruckviertel.
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