„Baracken sind eines Wohlfahrtsstaates unwürdig“, schrieb die Kirchenzeitung 1973. Damals wohnten oft unter dem Sammelbegriff „Asoziale“ zusammengefasste Menschen in „primitiven Holzhütten, ohne Fließwasser und nur selten mit Stromanschluss, fern jeder Hygiene“.
Die oberösterreichische Landesregierung sagte diesen Wohnverhältnissen den Kampf an. „In sieben oberösterreichischen Städten, nämlich in Linz, Wels, Bad Ischl, Gmunden, Braunau, Schärding und Ried i. I., sollen im Zuge dieses Programms die Einfachwohnbauten errichtet werden“, beschrieb der verantwortliche Landesrat Ernst Neuhauser das Projekt. Sozialarbeiter Manfred Ruschak, der selbst in den Baracken tätig gewesen war, zweifelte, ob das genug sei: „Das soziale Milieu dieser Leute ist schlecht und meiner Meinung nach nicht durch die Umsiedlung in bessere Wohnungen zu heben.“ Ohne eine Änderung des „Milieus“ würde sich auch der soziale Stand nicht heben, die Betroffenen Außenseiter:innen der Gesellschaft bleiben. „Sie sind im Ghetto, wenn auch mit Fließwasser und Gasanschluss“, schrieb die Kirchenzeitung.
Die Menschen stattdessen auf Siedlungen der „sozial höher entwickelten Bevölkerung“ aufzuteilen, werde laut Landesrat Neuhauser teilweise gemacht. Sozialarbeiter Manfred Ruschak sah hingegen auch einen Vorteil der eigenen Siedlungen: Hier sei Sozialarbeit wirksamer. „So können die Leute allmählich in einem sozialen Lernprozess für das Leben in einer ‚normalen‘ Umwelt vorbereitet werden“, erklärte er. Ob diese Sozialarbeit mit dem Barackenbeseitigungsprogramm parallel gehen würde, sei „Sache der Gemeinden“, gab Landesrat Neuhauser bekannt.
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